14.09.2018, 4436 Zeichen
Nach dem kontinuierlichen Rückgang ausgehend vom Allzeithoch zum Jahreswechsel hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich mit Ende des Sommers auf einem weiterhin hohen Niveau stabilisiert. „Die Verschlechterung der Konjunkturstimmung während der ersten Jahreshälfte 2018 setzt sich nicht mehr weiter fort. Im August hat der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 3,5 Punkte erreicht. Erstmals im laufenden Jahr hält er das Ergebnis des Vormonats und signalisiert damit eine Stabilisierung des Wachstumstempos der österreichischen Wirtschaft“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem starken Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn von 3,4 Prozent im Jahresvergleich hatte sich der Rückgang des Indikators in einem deutlich geringeren Wachstumstempo im Frühjahr dieses Jahres von 2,3 Prozent widergespiegelt. Die stabil hohen Indikatorwerte über den Sommer sprechen dafür, dass sich das Wachstumstempo nicht mehr weiter verlangsamt hat und die österreichische Wirtschaft im dritten Quartal 2018 einen BIP-Anstieg von zumindest 2,5 Prozent im Jahresvergleich erreichen wird.
„Die Stabilisierung des Wachstumstempos ist zum einen der anhaltend kraftvollen Inlandsnachfrage zu verdanken, die unter anderem vom Optimismus der Konsumenten und der Hochstimmung am Bau gestützt wird. Zum anderen hat sich mittlerweile der Abwärtstrend der Auslandsnachfrage eingebremst und zudem sind sogar erste Anzeichen einer Trendumkehr erkennbar“, so Bruckbauer und ergänzt: „Das internationale Exportumfeld hat sich wieder gefestigt und der Rückgang der Stimmung in der exportorientierten Industrie setzt sich nicht mehr fort.“ Tatsächlich steigen die Aufträge für die österreichische Industrie aus dem Ausland seit Ende des Sommers wieder an, insbesondere aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner, weht starker Rückenwind. Der globale Handel nimmt trotz der Querschüsse durch protektionistische Maßnahmen wieder etwas an Fahrt auf, zumal sich Sorgen über weitreichende Folgen der Türkeikrise als unbegründet erweisen. Darauf gestützt hat sich die Stimmung in der heimischen Industrie im August wieder verbessert. Die Stimmung ist auch in den anderen Sektoren abseits der Exportwirtschaft weiterhin ausgezeichnet. Auf die Geschäftseinschätzung der Dienstleister hat sich im August der anhaltend hohe Optimismus der heimischen Konsumenten positiv niedergeschlagen. Die Entspannung am Arbeitsmarkt beflügelt die Stimmung. Am Bau sorgen die vollen Auftragsbücher weiterhin für Hochgefühle. Damit ist die Konjunkturstimmung in Österreich seit nunmehr einem Jahr deutlich besser als auf gesamteuropäischer Ebene.
„Die österreichische Wirtschaft sollte in den kommenden Monaten ihren kräftigen Wachstumskurs fortsetzen. Daher erwarten wir unverändert einen Anstieg des BIP um 2,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2018. Aufgrund der aktuellen Indikatoren sind wir wieder optimistischer hinsichtlich des vorhandenen Rückhalts für die heimische Exportwirtschaft durch den globalen Handel“, meint Bruckbauer. Hinzu kommt, dass sich die US-Wirtschaft gestärkt durch die Steuerreform überaus dynamisch präsentiert und weiterhin positiv auf die Konjunktur in Europa ausstrahlt. Der in den kommenden Monaten voraussichtlich leicht steigende Wechselkurs in Richtung 1,20 US-Dollar für einen Euro zum Jahresende 2018 sollte dieses Bild nicht negativ beeinflussen. Unterschiedliche geopolitische Unsicherheiten wie zum Beispiel der Brexit könnten zwar zwischenzeitlich den Euro unter Druck bringen, doch sollte die fundamentale Stärke der europäischen Wirtschaft und die näher rückende Normalisierung der Geldpolitik durch die EZB den Aufwärtstrend stützen.
Die wichtigste Stütze des Wirtschaftswachstums wird über den Jahreswechsel 2018/19 hinaus der private Konsum bleiben, der dank hohem Beschäftigungswachstum und steigender Lohndynamik für Impulse sorgen wird. Die Unterstützung durch die Investitionen wird dagegen etwas nachlassen. Zwar kommt von der Bauwirtschaft weiter ein starker Rückenwind, doch die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen wird mehr und mehr dem bereits langen Investitionszyklus Tribut zollen müssen. Trotz der Unsicherheiten durch die protektionistische US-Zollpolitik sollte der Außenhandel auch 2019 wieder zum Wachstum in Österreich von 2 Prozent beitragen können. Damit dürfte die österreichische Wirtschaft das dritte Jahr in Folge besser als die europäische und die deutsche Wirtschaft abschneiden können.
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