Die letzten Jahre waren an den Kapitalmärkten beileibe keine einfachen. Die Politik wurde in ungeübte Handels- und Entscheidungsmuster geworfen, die sehr oft deren Schwächen schonungslos enttarnte. Die Volkswirtschaften sahen sich den daraus folgenden Auswirkungen teilweise schutzlos ausgeliefert. Die Wähler(innen) reagierten mit Oberflächlichkeit oder Skepsis. Die Unternehmen suchten Schutz in Nischen oder der Globalisierung. Alles in Bewegung, alles auf der Suche nach Sicherheit.
Nun, es scheint so, als ob wir uns diesem Ziel inzwischen sichtbarer annähern. Die Kapitalmärkte sind, für Viele unerkannt, ein gutes Stück dieses Weges bereits gegangen. Der Druck, innerhalb der wachsenden politischen Unsicherheit bei Kräften zu bleiben, war für etliche Unternehmen Anlass für tiefgreifende Umstrukturierungen. Ballast wurde abgeworfen, Prozesse auf Funktionalität überprüft, politische Seilschaften gekappt. Die Krise wurde als „Motivator“ angenommen.
Aus Ermangelung einer starken Politik waren es auch die Notenbanken, die den Globus am Drehen hielten. Über das gewählte Mittel, nämlich den Geldhahn sprudeln zu lassen, kann man geteilter Meinung sein, aber in Summe wurde vorerst das Schlimmste verhindert. Jetzt ist man soweit und dreht den Hahn wieder langsam zu. Der See den man geschaffen hat, soll ja auch nicht übergehen.
Die Effekte an den Kapitalmärkten sind deswegen generell beruhigend, weil sich die Prognostizierbarkeit wieder auf ökonomische Parameter zu konzentrieren begann. BIP-Wachstum, Arbeitsmarkt, Inflation. Was eben jetzt passiert, ist die Kontrolle über einen der zuletzt volatilsten Parameter dieser Faktoren zu erlangen, die Inflation. Bedenken entstanden nach dem doch recht raschen Anstieg dieser Preisgröße, dass diese Entwicklung außer Kontrolle laufen könnte und die sorgsam ausbalancierten Bondmärkte in Unruhe bringen würde. Entwarnung ist aber angesagt, denn die Parameter der Inflation sind ebenso diesem globalen Stresstest unterworfen worden und verhalten sich mittlerweile recht zahm bzw. berechenbar. Die Rohstoffpreise explodieren nicht mehr so wie noch vor ein paar Jahren, die Nutzung dieser Rohstoffe ist eben effizienter geworden. Dadurch entstehen auch nicht mehr einseitige Produktionsinseln, die Preise diktieren könnten. Erz, Kohle und Öl sind dafür die besten Beispiele. Auch wird der ungebrochene technologische Fortschritt immer wieder als inflationsdämpfend erkannt. Computer und Smartphones leisten konstant mehr ohne dabei stetig teurer zu werden. Und last but not least sind die echten Inflationstreiber, die sehr nahe am täglichen Leben liegenden Preiskomponenten, nicht so stark in der Gesamt-Kalkulation berücksichtigt. Der Espresso ums Eck oder das Hemd für den Job wird noch immer am billigst möglichen und nicht am qualitativ ansprechendsten gemessen. Es lebe der Diskontmarkt. Wer teurer einkauft ist selber schuld.
In Summe bildet sich daher folgendes Bild gerade heraus: die Bondmärkte sind unter Kontrolle, werden aber für einige Zeit keine großartigen Erträge mehr abwerfen. Inflation wird genauso „mitspielen“ und die gewünschten Korridore langsam erreichen. Aktien sind als Lieferanten der erfüllten Versprechen wieder salonfähig und werden endlich auch in längerfristigen Investitionsperspektiven ernst genommen. Und die Politik hütet sich sorgsam davor dies alles wieder kaputt zu machen, weil es am Ende ja auch wieder Jemanden geben muss, der das Alles als seine Leistung lautstark reklamiert.
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Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen
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