Fastenzeit (Prime Quants, Christoph Scherbaum)

Mit dem Ende des Karnevals, konkret: Aschermittwoch, beginnt im hiesigen Kulturraum die Fastenzeit. Strenggenommen entstammt dieser Begriff der lateinischen Kirche, auch Westkirche genannt, die zur römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft gehört und bezeichnet werden damit die 40 Tage vor dem Osterfest. Beziehungsweise Gründonnerstag. Beziehungsweise Palsonntag. Je nachdem, welcher Berechnung man den Vorzug gibt. Allen gemein ist jedoch, dass es um Verzicht und Buße geht. Und das wiederrum erinnert momentan stark an die Aktienmärkte, denn die haben exakt am Aschermittwoch ihr (bislang) letztes Pulver verschossen.

Leerlauf

Man kann nun zwar nicht direkt sagen, dass die Hausse bereits Geschichte wäre. So weit will selbst ich heute und hier nicht gehen. Dennoch muss zunächst einmal festgestellt werden, dass die ersten drei Sitzungen dieser Handelswoche für…naja, eben umsonst war. Der DAX jedenfalls krebste in einer extrem engen Range um 11.960 Punkte herum und wartete auf ein Zeichen. Das kam dann auch, und zwar von einem, der an dieser Stelle schon länger keine ganz große Rolle mehr gespielt hat: Mario Draghi! Der trat in seiner Eigenschaft als EZB-Präsident am gestrigen Donnerstag vor die Presse und verkündete, dass alles bleibt, wie es ist. Das galt allerdings per Saldo auch für den DAX – der schlug zwar zunächst wild um sich bzw. aus und kletterte sogar wieder einmal über 12.000 Zähler, zum mäßigen Schluss hin standen aber wieder nur magere 11 Pünktchen Plus auf der Anzeigetafel. Was war geschehen? Haben Draghis Signale etwa ihre Kraft verloren? Ja, wenn man die Aussagen des Notenbank-Chefs genauer unter die Lupe nimmt. Denn wie er sagte, dass es bleibt, wie es ist, stieß der Anlegergemeinde säuerlich auf. Offenbar hatten manche mehr Profil vom ehemaligen Goldman Sachs -Banker Draghi erwartet. Doch der wiederholte die üblichen, EZB-eigenen Argumente für den Nullzins. Gedarbt wurde dennoch nicht mehr lange:

Sparflamme

Am Freitag nahmen die Kurse dann doch noch mal Fahrt auf und hüpften (leicht, wie sie nach der Schonkost der vergangenen Sitzungen nun mal sind) bereits vorbörslich über die 12.000er-Hürde. Und markierten so schon am Vormittag den höchsten Stand der Woche. Ist die Durststrecke damit beendet? Nun, ganz so einfach dürfte es nicht werden. Schließlich stand am Nachmittag (14.30 Uhr unserer Zeit) ein weiterer wichtiger Termin auf der Agenda – der US-Arbeitsmarktbericht. Der tangiert die deutschen Märkte per se zwar nur am Rande. Aktuell könnte dieser Report jedoch über seine Landesgrenzen hinaus weite Kreise ziehen, da die Fed auch daran ihre Entscheidung über den nächsten Zinsschritt in den USA festmachen sollte. Ob und inwieweit eine mögliche Anhebung des Leitzinses die Märkte weiterhin auf Sparflamme köcheln lassen würde, darüber kann im Moment nur spekuliert werden, die US-Notenbank berät erst in der kommenden Woche zu diesem Thema. Eines steht freilich heute schon fest – bis Ostern ist es noch eine Weile hin!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

 



(12.03.2017)

Salat, (© Martina Draper)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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