Wenn man die aktuelle Stimmung der Trader zusammenfassend auf den Punkt bringen möchte, dann könnte man von einem „verhaltenen Optimismus“ sprechen. Über die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass wir mit dem panikartigen Abrutschen auf fast 9300 Punkte das Tief der Korrektur bereits gesehen haben. Gut ein Drittel der Trader rechnet damit, dass die Marke von 9000 Punkten noch einmal getestet wird. Einen nachhaltigen „Mega-Crash“ erwartet hingegen niemand. Sebastian Reese zum Beispiel warnt aktuell vor übertriebenem Aktionismus: „Nicht aus der Ruhe bringen lassen. Aufgrund der Niedrigzinspolitik führt (noch) kein Weg am Aktienmarkt vorbei. Neben einer Investitionsquote von rund 50 Prozent sollte mit einem gleichhohen Cashanteil weiterhin für Flexibilität und Sicherheit gesorgt sein“. Auch Holger Degener („Schneeleopard“) bleibt dank seiner 30-jährigen Börsenerfahrung ganz ruhig und will eher noch gezielt zukaufen und etwas umschichten: „Selbst wenn der DAX noch bis 9.000 fallen sollte, bedeutet das ja nicht, dass die Lichter ausgehen, alle Aktien verkauft werden müssen und es niemals wieder steigende Aktienkurse geben wird“.
Bis zum Jahresende rechnen die meisten Top-Trader unter dem Strich dann mit steigenden Kursen beim deutschen Leitindex. Die Mehrheit geht davon aus, dass der DAX das Börsenjahr 2015 mit einem Indexstand zwischen 10500 und 11000 Punkten abschließt. Bei einem Vorjahresschlusskurs von rund 9800 Punkten würde das erneut eine positive Performance bedeuten. Selbst die größten Pessimisten erwarten, dass wir am Jahresende oberhalb von 9000 Punkten liegen. Ein Grund für diesen Optimismus dürfte auch sein, dass das Risiko kurzfristig steigender Zinsen als relativ gering eingestuft wird. Über 50 Prozent der Trader rechnen in diesem Jahr nicht mehr mit einer Leitzinserhöhung durch die amerikanische Notenbank. Der Rest geht größtenteils davon aus, dass der von langer Hand geplante erste Zinsschritt erst im Dezember erfolgt. Bis vor kurzem waren die meisten Marktteilnehmer noch von einer Anhebung im September ausgegangen. Hier wirkt sich die Entwicklung in China also sogar tendenziell positiv aus.
Wie weit kann der DAX in den kommenden Wochen noch fallen?
Ein Selbstläufer werden die restlichen vier Monate des laufenden Jahres nach Ansicht der Trader aber dennoch nicht. Fast alle der Befragten gehen davon aus, dass der Herbst noch „traditionell ungemütlich“ oder aber die Lage sogar „kritisch“ bleiben wird. Eine Ausnahme bildet hier der sich selbst als Value-Investor bezeichnende Enrico La Quatra („NorthernCapital“), der den Markt schon wieder in der nächsten Hausse-Bewegung wähnt und auch deshalb an seiner Strategie festhält: „Die aktuelle Marktsituation beeinflusst meine Entscheidungen nicht. Man sollte nicht versuchen den Markt zu "timen", vielmehr sich mit der Unterbewertung der einzelnen Aktien im Portfolio beschäftigen. Langfristig werde ich immer positiv eingestellt bleiben“.
Wo erwarten Sie den DAX am Jahresende 2015?
Wie die anderen Trader die Entwicklung an den Aktienmärkten über das laufende Jahr hinaus einschätzen, werden wir in der kommenden Woche vorstellen.
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