Was die Fernbusse für die Deutsche Bahn sind, sind die Billigflieger für Lufthansa. Die Konkurrenz wird immer größer und die Preise für Tickets fallen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte in einer Pressekonferenz, dass man aus alten Denkmustern ausbrechen müsse, um in diesem Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Erfolg konnte Lufthansa bereits mit der Billigtochter Germanwings verzeichnen, die in dieser Sparte in Deutschland Marktführer ist.
Im Vergleich zu den Billigfliegern hat Lufthansa rund 67% höhere Kosten. So verdient ein Pilot bei Lufthansa nach 12 Jahren im Monat circa 10.000 Euro brutto, beim Konkurrenten Ryan Air sind es nur 4.400 Euro. Doch auch bei Lufthansa stehen Veränderungen an. Laut Spohr sollen Ticketpreise gesenkt und auf den Verkauf von Zusatzleistungen gesetzt werden. Zusätzlich sollen Strecken an Germanwings und die neue Tochter für Langstreckenflüge Eurowings abgegeben werden.
Eurowings habe schon vor dem Start eine hohe Kundennachfrage. Sie bieten zum Beispiel Flüge von Köln/Bonn nach Dubai für 99,99 Euro an. Tiefere Ticketpreise gehen mit Einsparungen an anderen Stellen einher. Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte, dass das Einstiegsgehalt für einen Piloten bei Eurowings im Vergleich zu Lufthansa circa 20.000 Euro im Jahr niedriger sein soll.
Lufthansa selbst spielen momentan besonders die niedrigen Ölpreise in die Karten. Flugbenzin ist einer der größten Kostenposten der Fluggesellschaft. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 9%, der Gewinn um mehr als die Hälfte. Zusätzlich verkauft Lufthansa ihre Tickets weltweit, unter anderem in die USA. Die sinkenden Ticketpreise wurden laut Reuters durch den starken Dollar mehr als kompensiert. Lufthansa rüstet, wie auch die internationale Konkurrenz, auf. Im Oktober soll für Langstreckenflüge die "Premium Economy" eingeführt werden, ein Mittelweg zwischen Economy- und Business-Class. Die Sitze werden breiter sein, es wird mehr Beinfreiheit und ein früheres Boarding geben und mehr Gepäck ist zugelassen. Bei anderen Airlines, die diese Klasse bereits eingeführt haben, ist sie bei Geschäftsreisen stark nachgefragt. Sie bietet mehr Komfort als die Economy-Class, ist aber preiswerter als die Business-Class.
Schwierigkeiten bereitet momentan die Frachttochter Lufthansa Cargo. Die beförderten Waren gingen im Juli um vier Prozent zurück. Grund dafür seien die Konkurrenz von großen Passagierflugzeugen und die gesunkene Importnachfrage aus China.
Das 12-Monatskursziel der Lufthansa-Aktie liegt laut Bloomberg-Analysten momentan bei 13,28 USD. 7 der Analysten setzten auf Buy, 15 auf Hold und 9 auf Sell. Da der weitere Kursverlauf der Aktien von einer Vielzahl konzernpolitischer und ökonomischer Faktoren abhängig ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen als Anleger es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.
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