Sehen wir diesen "Anleihecrash" etwas relaxter bitte (Alois Wögerbauer)

„In unseren internen Überlegungen und Diskussionen macht uns der Anleihemarkt wesentlich mehr Sorgen als der Aktienmarkt, weil dort klare Übertrei- bungen stattfinden – und nicht am Aktienmarkt.“

Dies war die Originalformulierung in unserem Monatskommentar zu Maibeginn. Unter diesem Blickwinkel sollte man auch die Korrektur vor allem im Staatsanleihemarkt in den vergan- genen Wochen beurteilen. „Anleihecrash! Renditen 10-jähriger Deutscher Bundesanleihen haben sich binnen weniger Tage verzehnfacht.“ Diese Botschaft ist bestens geeignet für Schlagzeilen in diversen Medien. Wenn sich die Rendite vom Tiefststand 0,05 % p.a. für 10 Jahre in kürzester Zeit auf etwa 0,60 % erhöht, so kann man natürlich das Wort „Crash“ verwenden. Man könnte aber auch sagen: Der Markt hat sich von „absurd bewertet“ wieder auf „halbwegs vertretbar“ bewegt.

Selbst das heutige Niveau hätten wir vor wenigen Jahren als völlig ausgeschlossen bezeichnet - das Niveau von vor wenigen Wochen sowieso. Der amerikanische Fondsmanager John Hussman hat die Situation eines Vermögensverwalters im Umfeld von Marktübertreibungen treffend beschrieben. „Der Nachteil von Blasen ist, dass man die Wahl hat, ob man vor dem Platzen als Idiot dastehen will – oder danach.“ Unsere Wahl ist klar – und wurde auch im Staatsanleihemarkt umgesetzt. Lieber von einer Ent- wicklung nach oben nicht voll zu profitieren als von einer Korrektur am falschen Fuß erwischt zu werden. 

Ihr

Alois Wögerbauer 



(01.06.2015)

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Alois Wögerbauer

Fondsmanager und Chef der 3 Banken Generali Investment

>> http://www.3bg.at


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