Oddo Seydler: „Man wird steigende Handelsumsätze in Wien sehen“ (Christian Drastil)

Die Wiener Börse hatte ein sehr gutes Startquartal: Umsatzplus vs. Vorjahres-Q1 (obwohl es 2014 Sondereffekte mit der RBI-KE gegeben hatte), 16 Prozent Plus im ATX. Gleichzeitig wurden auch qualitative Verbesserungen in elektronischen Orderbüchern für Aktien auf den Weg gebracht. Als Ergebnis ist ab 1.4. die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufsaufträgen maßgeblich enger geworden. Der Mittelwert der Spanne hat sich bei Market-Makern von derzeit 3% auf 1,99% und bei Specialists von derzeit 2,5% auf 1,07% reduziert, summiert die Wiener Börse die gerade abgelaufene Special-Ausschreibung. Vier Institute haben sich hervorgetan: Spire Europe Limited ist für den gesamten ATX Market Maker, dabei gleich 7x Specialist, macht aber eben „nur“ die 20 ATX-Titel und keine Nebenwerte aus dem Prime. Die fleissigsten Mandate-Sammler waren RCB (37) bzw. Erste Group und Oddo Seydler (je 34). Es hat schon Tradition, dass ich für das Fachheft mit Silke Schlünsen, Head of Designated Sponsoring des grössten ausländischen Wien Market Makers Oddo Seydler, die Ausschreibungsergebnisse Revue passieren lasse ...

Frau Schlünsen, ich habe mir die Panel-Videos der C.I.R.A.-Tagung 2014 angesehen, jetzt die Unterlagen zum Aus­schreibungsergebnis. Ihr beim Panel ge­äusserter Wunsch nach Höhergewichtung der Spreads scheint erfüllt worden zu
sein …
Silke Schlünsen: Ja, der Specialist wurde erfreulicherweise derjenige, der den gerings-ten Spread geboten hat, während früher die grösste Stückzahl zählte. Das heisst: Bisher waren zwar grosse Stückzahlen garantiert, diese waren aber nicht zwingend sichtbar auf den ersten zehn Einträgen im Orderbuch und damit nicht immer liquiditätsfördernd. Ab sofort gibt es zwar teilweise geringere Stückzahlen, diese müssen aber nach wie vor ständig für das Erreichen der Erfüllungsquoten aufgefüllt werden. Der Specialist muss also idealerweise ganz oben im Orderbuch sichtbar sein; nur so sorgt er für Liquidität. Wir haben dieses Thema seit zwei Jahren platziert, und es freut mich sehr, dass es nun Anwendung findet. Das Resultat sollten steigende Umsätze am Wiener Markt sein.

Interpretiere ich das richtig, dass nun tendenziell der Specialist grösser wird im Vergleich zu den weiteren Market Makern?
Ja, weil er tendenziell sichtbarer ist im Orderbuch. Begrüssen würde ich, dass man auch als Nur-Market-Maker auf dem hohen Niveau der geringen Spreads mithandelt.

Haben Sie das für Ihr Institut als Ziel? Sie haben ja 34 Market-Maker-Mandate, sind aber nur 3x Specialist …
Definitiv ist das unser Ziel.

Auch bei den Quotierungsverpflichtungen hat sich etwas verändert.
Genau. Die Quotierungsverpflichtung ist auf 80 Prozent der effektiven Handelszeit erhöht worden, früher waren es 65. Dies begrüssen wir sehr, obwohl wir zu 100 Prozent positioniert sind.

Im Durchschnitt wurden die Spreadvorgaben der Wiener Börse von den jeweiligen Bestbietern um satte 47 Prozent unterboten. Das zeigt die hohe Qualitität der Ausschreibung. Wie sind Sie mit Ihrem Ergebnis zufrieden?
Wir sind stolz darauf, weiterhin der grösste ausländische Marktteilnehmer zu sein. In einem Fall habe ich mich sportlich geärgert, wir haben einen Specialist knapp verloren; das ist ein Anreiz, im kommenden Jahr mindestens auf diesem Niveau bzw. besser anzubieten. Wir würden es begrüssen, wenn diese Form der Ausschreibung auch im kommenden Jahr gelten würde. Man wird die Erfolge an den Handelsumsätzen sehen.



(20.04.2015)

Silke Schlünsen mit Do&Co Schnitzel, (© photaq/Martina Draper)


Silke Schlünsen, Oddo Seydler, mit dem Number One Award für den grössten ausländischen Market Maker in Wien, (© photaq/Martina Draper)


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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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