Uniqa:„Aktien werden erhöht, Immobilien reduziert“, dazu die Investoren-Sache an der Börse Wien (Christian Drastil)

Nach einem Uniqa-Workshop zu Liability Driven Investments habe ich für das Fachheft 31 mit CIO Hannes Bogner u.a. über ATX-Exposure, 37 Roadshow-Tage, KESt und eine eigene Aktie mit Reserven gesprochen ...

Herr Bogner, Sie gehen davon aus, dass die Versicherer ihre Aktienquote jetzt wieder hochfahren werden. Warum hat man nicht schon eher erhöht? Hedgen hätte man ja schon früher können …

Hannes Bogner: Aktieninvestments erfordern unter Solvency II bis zu 54% Eigenkapitalunterlegung, sodass hierdurch das Investmentvolumen stark limitiert ist. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ist jedoch zu erwarten, dass Versicherungsunternehmen gerade in Sach- und Krankengesellschaften zur Stabilisierung der Kapitalanlageerträge ihre Risikokapitalallokation zugunsten von Kapitalmarktrisiken erhöhen werden. In den traditionellen Lebensbeständen sehen wir aufgrund des asymmetrischen Geschäftsmodells und der dafür vorgesehenen Risikokapitalanforderung unter Solvency II einen geringeren Spielraum für eine drastische Erhöhung der Aktienquoten.

Sie sagten mir, dass die Uniqa derzeit in der Kapitalanlage der Versicherungsprämien kein ATX-Exposure hat. Warum ist das so?

Der Uniqa-Konzern hat derzeit aufgrund der hohen Kapitalanforderungen aus Solvency II ex Beteiligungen über alle Gesellschaften nur ein sehr geringes Aktienexposure. Aufgrund des geringen Volumens sowie dem aus Diversifikationserwägungen verfolgten Ansatz, international in Aktienexposure zu investiert zu sein, stehen Investments in einzelne Aktien bei uns nicht im Fokus. Die Umsetzung dieser Strategie erfolgt über einen Dachfondsansatz, in dessen Benchmark österreichische Aktien aufgrund der geringen Marktkapitalisierung nur marginal enthalten sind.

Schade, früher waren große Versicherer auch große Investoren in österreichischen Aktien. Andere Länder, z.B. Polen, haben Programme, um die großen nationalen Institutionellen zum Investment in den lokalen Aktienmarkt zu bewegen bzw. zu zwingen. Hören Sie, dass es auch in Österreich Überlegungen in diese Richtung gibt?

Die bestehenden EU-Regularien geben den Mitgliedsstaaten u.a. vor, die Freizügigkeit des Kapitalverkehrs zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund sehe ich wenig politische Spielräume für eine einseitig nationalstaatlich orientierte Förderung von Aktieninvestments. Darüber hinaus ist zu beachten, dass hier der aufsichtsrechtliche Rahmen als Grundlage für Investitionsentscheidungen vorrangig relevant ist.

Aktieninvestments sind fast bis zur Hälfte mit Eigenkapital zu unterlegen, Immobilien nur mit einem Viertel. Warum wollen Sie trotzdem die Immobilienbestände reduzieren? Sehen Sie – unabhängig von Risikokapitalunterlegungen – bereits Überhitzungstendenzen bei Immobilien?

Die Uniqa ist mit ca. 10% der Kapitalanlagen deutlich höher als andere europäische Versicherungskonzerne in Immobilien investiert. Im Rahmen der Optimierung des Kapitalanlageportfolios verfolgen wir die Strategie, diese Übergewichtung auf eine Zielquote von 7 bis 8% der Kapitalanlagen zu reduzieren. Die Adjustierung des Portfolios erfolgt demnach unter Allokations- und nicht unter Risikokapitalaspekten. Ich halte Westeuropas Immobilienmärkte insgesamt immer noch für angemessen bewertet, wobei sich einige Standorte wie London oder auch Wien derzeit eher am oberen Ende der Bewertungsskala befinden.

Zuletzt hat der schwache Euro wohl bei der Kapitalanlage geholfen, in einem breit gestreuten Portfolio punktet man mit Dollar- oder CHF-Anlagen. Glauben Sie, dass sich dieser Trend fortsetzt? Planen Sie, vielleicht noch stärker aus dem Euro rauszugehen? Inwieweit werden Währungen gehedgt?

Uniqa verfolgt einen Liability-Driven Investment-Ansatz. Dies führt dazu, dass sich die Kapitalanlage hinsichtlich Fristigkeit und Währungsmix an den versicherungstechnischen Verbindlichkeiten orientiert, die überwiegend in Euro nominiert sind. Dies ist darin begründet, dass für Währungsexposure – zusätzlich zur Risikokapitalunterlegung der Assetklasse an sich – weitere 25% Risikokapital unterlegt werden müssen, und zudem Währungsinvestments einer erhöhten G & V- Volatilität in IFRS und der UGB-Rechnungslegung unterliegen. Insofern sind derartige Investments auf den aktuellen Umfang begrenzt und erfolgen ausschließlich im Surplusportfolio, um hier durch erhöhte Diversifikation das Risiko-Ertragsprofil zu verbessern. Ein Hedge dieses Währungsexposures erfolgt in der taktischen Allokationssteuerung.

Wie geht es Ihnen als Versicherer mit der Erhöhung der KESt auf 27,5 Prozent?

Die Erhöhung der KESt ist nachteilig für Privatanleger und damit auch für Uniqa-Aktionäre. Sie steht damit in Widerspruch zur Notwendigkeit, auch auf dem österreichischen Kapitalmarkt die Bereitstellung von Risikokapital durch Privatanleger zu fördern. Unabhängig davon unterstreicht die Maßnahme einmal mehr die steuerliche Attraktivität von Vorsorgeprodukten in der Lebensversicherung, auch wenn diese durch das derzeitige Niedrigzinsumfeld beeinträchtigt wird.

Die Uniqa ist mit der Aktie im ATX vertreten. Jetzt haben wir allgemein über Asset Management geplaudert. Und wie sind Sie mit der Performance der eigenen Aktie zufrieden? Wie lautet Ihr Kapitalmarktprogramm 2015, Roadshows, etc.?

Die Uniqa-Aktie hat sich im 1. Quartal 2015 ganz gut entwickelt. Der Kurs reflektiert unserer Meinung nach aber noch nicht zur Gänze den Ergebniszuwachs seit Beginn unseres Strategieprogramms Uniqa 2.0 im Jahr 2011.Das liegt unter anderem daran, dass speziell die Märkte mit langfristig großem Potenzial für Uniqa wie z.B. Russland oder die Ukraine aufgrund des Konflikts in der Ukraine derzeit von den internationalen Kapitalmärkten eher skeptisch beurteilt werden. Unser Risiko ist in diesen Märkten deutlich niedrigerer als jenes von Banken. Denn wir veranlagen das Geld der Kunden, haben aber kein Kreditrisiko. Sobald der Kunde nicht zahlt, verliert er auch den Versicherungsschutz. Dementsprechend ist unser Investment in diese Märkte strikt begrenzt und überschaubar. Wir sind daher optimistisch, dass mittelfristig auch die Kapitalmärkte unser begrenztes Exposure gegenüber Russland und Ukraine erkennen – zumal wir in beiden Ländern trotz der schwierigen Situation 2014 einen positiven Ergebnisbeitrag erwirtschaftet haben. Schlussendlich zahlen wir eine sehr attraktive Dividende und gehören zu den Aktien mit der höchsten Dividendenrendite im ATX – ein gewichtiges Argument für langfristig orientierte Anleger, denen trotz Niedrigzins ein vernünftiges laufendes Einkommen wichtig ist. Unser IR-Programm ist für Unternehmen mit unserer Marktkapitalisierung sehr umfangreich: Für 2015 sind 37 Roadshow-Tage bzw. die Teilnahme an Investorenkonferenzen von Warschau über Helsinki, Kopenhagen, Stockholm, Frankfurt, Zürich, Paris, London bis New York, Toronto oder Atlanta geplant und teilweise bereits absolviert.

Letzte Frage: Sie bieten in Österreich klassische Lebenspolizzen seit einiger Zeit ohne Garantiezins an. Wie wird das Produkt angenommen? Hat für die Käufer bisher im Vergleich zu den klassischen Produkten Mehrwert herausgeschaut?

In den ersten drei Monaten seit Einführung des neuen LV-Produkts gab es in allen Vertriebsschienen praktisch idente Verkaufszahlen wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres, zum Teil sogar höhere. D.h. dass das Produkt von Vertrieb und Kunden sehr gut akzeptiert wird und nahtlos die alte Produktlinie ersetzt. Neben der Neuerung, dass die neue klassische Lebensversicherung einen Rechnungszins von 0 aufweist und damit eine Nettobeitragsgarantie (eingezahlte Prämien abzügl. Versicherungssteuer) bietet, liegt der Mehrwert für den Kunden in einer faireren Kostengestaltung: Die Kosten werden über die gesamte Laufzeit verteilt und dem Ertrag entnommen; damit ergeben sich hohe Rückkaufswerte. Überhaupt weist das Produkt hinsichtlich möglicher Zuzahlungen und Teilentnahmen hohe Flexibilität auf. Dazu kommt eine völlige Transparenz über die verrechneten Kosten und Prämienanteile für biometrische Risiken. Letztere werden als Bausteine ‚angebündelt‘. Die Erfahrungen der ersten drei Monate zeigen eine deutlich über den Erwartungen liegende Anbündelungsquote biometrischer Bausteine, was aus Sicht der Versicherers die Ertragskraft des neuen Produkts ebenso steigert wie die ebenfalls über den Erwartungen liegende Durchschnittsprämie und Durchschnittslaufzeit. Die Einführung der neuen klassischen Lebensversicherung kann somit aus heutiger Sicht als voller Erfolg bewertet werden.



(13.04.2015)

Hannes Bogner, CFO UNIQA Insurance Group AG , (© finanzmarktfoto.at/Martina Draper)


Fachheft 31 - „Aktien werden erhöht, Immobilien reduziert“, Uniqa CIO Hannes Bogner


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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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