Noch drei Tage bis zum "Movember", ich werde mir barttechnisch was überlegen. In den kommenden Tagen werde ich auch was zum Pioneers Festival 2014 (BILDER MAL HIER) zusammenschreiben. Anbei nochmal ein Text aus 2013.
Das hatte ich den Veranstaltern vor 12 Monaten zur Wiener Börse rausgelockt ...
Andreas Tschas und Klaus Matzka vom „Pioneers Festival“-Veranstalter StartEurope strecken der Wiener Börse die Hand entgegen. Diese könne die Glaubwürdigkeit von Crowdfunding & Co. stärken. Für das Fachheft 15 (Oktober 2013) habe ich mit den beiden gesprochen.
Das Fachheft 15 im Fast Forward Modus
Mit rund 2500 internationalen Gästen und Speakern – darunter die Gründer von Kickstarter, Siri und Shazam – war das Pioneers Festival, das Ende Oktober in der Hofburg stattgefunden hat, heuer eine riesige Sache. Ist das Festival für euch Veranstalter auch finanziell ein Erfolg?
Andreas Tschas: Wir sind zufrieden!
Ein kurze erzählte Branchen-Tortengrafik der präsenten Unternehmen bitte …
Tschas: Betrachtet man die teilnehmenden Startups beim diesjährigen Pioneers Festival, fällt auf, dass 13 Prozent aus dem Bereich Advertising & Marketing stammen, weitere 10 Prozent aus Business & Productivity Services, 10 Prozent aus E-Commerce, 8 Prozent Big Data & Analysis und 5 Prozent aus Media und Communications. Mit jeweils 4 Prozent waren Social Networking, Education und Cloud vertreten. AI & Robotics, Art & Design, Consumer Electronics, Digital Health & Med Tech, Entertainment, Finance/Banking & Legal, Food & Dining, Travel & Transportation stellen jeweils 3 Prozent der teilnehmenden Startups dar. Darüber hinaus konnte man noch weitere Branchen wie Gaming, Telecommunications, Aerospace, Biotech, Smart Homes, Clean Tech, Musik und Sport am Event antreffen.
Und was waren deine persönlichen Festival-Highlights 2013?
Tschas: Die tolle Atmosphäre und die vielen motivierten Leute. Vom Programm her war es der Vortrag von Nathan Harding von Ekso Bionics – das war einer der emotionalsten Momente, das YouTube-Video dazu gibt es unter bit.ly/18lN0MS.
Und ein kurzer Ausblick auf das Festival 2014?
Tschas: Wir werden noch eins draufsetzen.
Ich probiere nun den Spagat zur Wiener Börse. Seht ihr aus dem Umfeld eures Festivals IPOs heranreifen? Und wenn ja, welche Rolle kann dabei eurer Meinung nach die Wiener Börse spielen? Vielleicht die Frage an dich, Klaus, du bist ja seit Jahren in der Private-Equity-Szene tätig …
Klaus Matzka: Die allerbesten Startups haben das Potenzial, eine Tages reif für die Börse zu sein. Aus standortpolitischer Sicht ist es von Vorteil, erfolgreichen Startups in der Phase des beschleunigten internationalen Wachstums nicht über einen Trade Sale in andere Länder oder andere Kontinente zu verkaufen. Damit geht in der Regel die Eigenständigkeit und oftmals auch Wertschöpfung lokal verloren. Entsprechende Ambitionen und Expertise des Gründerteams (und Eigentümers) eines Wachstumsunternehmens vorausgesetzt, kann durch Aufnahme von Wachstumskapital über die Börse das Gründerteam das Unternehmen aus dem starken Kontrolleinfluss der bisherigen Kapitalgeber (Venture Capital Investoren) herausführen und für eine Phase des raschen Wachstums und der Internationalisierung/Globalisierung unter Eigenständigkeit ausrichten. Damit bleibt die Chance erhalten, eine führende Wirtschaftseinheit am Standort zu werden und mittel- bis langfristig einen Virtuous Circle an Entrepreneurship und innovationsinduziertem Wachstum und Strukturwandel in Gang zu bringen und zu halten.
Was erwartet sich die Startup-Szene von der Wiener Börse?
Matzka: Die Startup-Szene benötigt dringend Zugang zu Eigenkapitalfinanzierungsvolumen im Anschluss an öffentliche Förderungen, Business Angel-Finanzierung und Early Stage VC-Finanzierung. Für diese Finanzierungsphase ist die Börse noch kein Partner. Für die Szene der jungen Wachstumsunternehmen wäre es hilfreich, hier eine Brücke zu schlagen und die öffentlichen Kapitalmärkte näher an die ersten Wachstumsphasen dieser jungen Unternehmen heranzuführen. Hier könnte eine verstärkte Zusammenarbeit der Börse mit Crowdinvesting-Plattformen für alle Stakeholder von Nutzen sein: Crowdinvesting steckt in den Kinderschuhen und es muss lernen, sich zwischen institutionellem EK-Investieren (z.B. Venture Capital) und dem öffentlichen Kapitalmarkt zu positionieren. Die Börse kann bei der Ausgestaltung regulatorischer Rahmenbedingungen für Crowd-investing ihre jahrzehntelange Erfahrung und die gelebten Best-Practices einbringen. Die Börse kann die Glaubwürdigkeit von Crowd-investing als Vorstufe zum institutionellen Kapitalmarkt stärken.
Spricht man vor Ort über den Kapitalmarkt oder geht der Trend eher in Richtung Trade Sale a la Runtastic, in Richtung Big Partner?
Matzka: Heute wird in der Szene der innovationsinduzierten Wachstumsunternehmen unternehmerischer Erfolg meist mit Exit via Trade Sale gleichgesetzt. Ich schreibe dieses Faktum der jungen Entwicklungsstufe dieses unternehmerischen Ökosystems zu. Viele erfolgreiche junge Wachstumsunternehmen wie Runtastic – oder z.B. auch Dynatrace mit dem 180-Mio.-Euro-Exit an Compuware – werden von Gründern aufgebaut, die den Zyklus Gründung-Aufbau-Exit zum ersten Mal durchleben. Oftmals steht dabei diesen Unternehmern der Bedarf an Kapitalrückfluss für die Finanzierung des Lebensunterhalts (Wohnraumbeschaffung, Auto, Abbau persönlicher Risiken) sehr präsent im Vordergrund. Das führt zu einer Neigung zu frühen Exits. Werden dieses Ökosystem und die darin agierenden Gründer reifer, werden diese Gründer zu sogenannten Serial Entrepreneurs und dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Unternehmer nicht ‚vorzeitig‘ Risiko zu vermeiden versuchen und einen ‚Cash-out‘ suchen, sondern mit entsprechenden Ambitionen und Risikobereitschaft das Wachstum des Unternehmens vorantreiben und jene Wachstumsfinanzierungsphase erreichen, für die eine Finanzierung über die Börse geeignet ist. Ein Baustein für diese Entwicklung ist heute sehr stark unterentwickelt, nämlich die EK-Finanzierung in der frühen Wachstumsphase eines Unternehmens, dort, wo es um Anschluss-finanzierungsvolumen von z.B. drei bis zehn Millionen Euro geht. Siehe oben.
Andreas, du warst mit der Initiative 21st Austria in New York; deine Eindrücke?
Tschas: 21st Austria ist eine super Sache für Österreich. Österreich hat sehr viel unternehmerisches Potenzial zu bieten und damit meine ich sowohl die großen etablierten Unternehmen, aber auch Startups und die vielen Hidden Champions. Was wir bis jetzt nicht geschafft haben, ist, dem Standort international die Relevanz zu geben, die er verdient hat. Dafür soll 21st Austria sorgen. Der Trip nach New York hat gezeigt, wie wenig internationale Medien und Investoren über den Standort wissen, das haben wir nun im Kleinen geändert. Ich konnte viele tolle Kontakte knüpfen. Außerdem war es für mich sehr spannend, mich mit CEOs wie Herrn Anzengruber, Herrn Zehetner oder Persönlichkeiten wie Herrn Stepic oder Herrn Raidl auszutauschen; von ihnen kann ich viel lernen.
21st Austria richtet sich an die angloamerikanische Klientel. Und wie siehst du CEE? Sowohl von den Geschäftsmöglichkeiten für Startups, als auch von der lokalen Investorenszene her ...
Tschas: Das Ziel von 21st Austria ist es, bei Investoren auf den Standort Österreich aufmerksam zu machen; da macht es schon Sinn, im angloamerikanischen Raum zu starten. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in weiterer Folge der CEE-Raum ein Thema wird. Im Bezug auf Startups ist es das schon längst. Der CEE-Raum birgt sehr großes Potenzial, es gibt viele motivierte junge Menschen, die etwas erreichen wollen. Wir sehen teilweise sehr viele Städte, in denen sich die Startup-Szene rasch und gut entwickelt – um mit Budapest, Prag, Bratislava und Sofia nur ein paar zu nennen.
Genial unterhaltsame Puls 4-Startup Show, nur eine Sache stört mich ... (aus Fachheft 15)
Was können CEOs/CFOs börsenotierter Unternehmen von den jungen Pionieren lernen?
Matzka: Die große Stärke der Pioniere ist, dass sie mit wenig Ballast und geringen Kos-ten in sehr kurzen Ideen-zu-Markt-Zyklen experimentieren können und das auch tun. Durch Versuch und Irrtum gelingt es einem Teil dieser Pioniere, disruptive Innovationen in Technologien und/oder Geschäftsmodellen nachhaltig in den Markt zu bringen. Ein gut geführtes, am Markt etabliertes Unternehmen hat sein Kerngeschäft optimiert und ist darin Meister und generiert trotz globalen Wettbewerbsdrucks Wachstum und Gewinn. In diesem Betriebsmodus stehen allzu oft wenig bis keine Ressourcen zur Verfügung, um sich am Innovationsökosystem mit einer unglaublich beschleunigenden Innovationsgeschwindigkeit als aktiver Spieler zu beteiligen. Wir bieten den CEOs dieser Top-Unternehmen an, die global agierende Innovationsplattform Pioneers als Werkzeug zu nutzen, um mit geringem Ressourcen- und Kapitaleinsatz auf Tuchfühlung mit dieser Innovationsbasis bleiben zu können und rechtzeitig auf Chancen und Bedrohungen reagieren zu können.
Und umgekehrt?
Matzka: Die Pioniere können von den Top-Unternehmen und deren Management lernen, wie man Geschäftsmodelle, so sie von den Pionieren entdeckt worden sind, skalieren und globalisieren kann. Ein Abbau von Berührungsängsten zwischen Corporate und Startup führt zu Chancen auf beiden Seiten!
Ali Malohdji spricht davon, dass Österreich ein toller Standort für Startups ist, und diese Message massiv nach außen getragen gehört.Wie siehst du das? Klingt ja gut, aber sollte sich die Politik da nicht besser vermarkten?
Tschas: Unsere Präsenz an der letzten Klimakonferenz war wieder ein gutes Beispiel, wie wir mit internationaler Verantwortung und Präsenz umgehen. Ja, Ali hat vollkommen recht, wir haben sehr viel Potenzial in Österreich, wir müssen uns aber internationaler ausrichten und uns international besser verkaufen. Ich sage da immer, dass das Startup-Thema politisch Chefsache werden muss; viele Länder wie Grossbritannien, Deutschland, USA, Estland, Finnland, u.v.m. haben das bereits erkannt.
Letzte Frage: Was machst du ausserhalb des Festivals? Welche sind deine Hauptprojekte?
Tschas: Bei Pioneers betreiben wir außer dem Festival auch kleinere internationale Events. Vor vier Jahren haben wir in
Österreich gestartet, die Startup-Szene aufzubauen und seither ist einiges passiert. Mit den Pioneers Unplugged-Events wollen wir, was wir in Wien geschaffen haben, auch in anderen Städten schaffen und wir wollen dort eine aktive Startup-Community aufbauen. Seit heuer bieten wir außerdem auch gezielte Vernetzung zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen an, einige Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen zählen dabei schon zu unseren Kunden. Die Konzerne sehen, dass Inno-
vation immer mehr von Startups getrieben wird und dass es wichtig ist, mit den Startups in Kontakt zu stehen bzw. gemeinsam Projekte weiterzuentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass sich in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen jungen flexiblen Firmen und etablierten Unternehmen intensivieren wird und das wird so gut wie jede Branchen betreffen.
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