14.05.2013, 3032 Zeichen
35 Prozent Abschlag soll die Commerzbank nach einem Zeitungsbericht für ihre neuen Aktien gewähren, im Gegensatz dazu musste Branchenprimus Deutsche Bank bei der Kapitalerhöhung vor zwei Wochen nur ein paar Prozent nachlassen — und dennoch gingen die Aktien weg wie warme Semmeln. Die beiden Kapitalerhöhungen unterscheiden sich grundlegend, die Deutsche Bank hatte Privatanleger ausgeschlossen.
Das ärgert Anleger wie Ulrich L. mächtig: „Das Geld liegt auf der Straße, aber die privaten Anleger bekommen mal wieder nichts, nur die Institutionellen profitieren“, schimpft er am Telefon. Professionelle Investoren erhielten die neuen Aktien zum Preis von 32,90 Euro — das wurde am 30. April morgens um 9.29 Uhr per Ad-hoc-Mitteilung bekanntgegeben. An dem Tag eröffnete die Deutsche-Bank-Aktie jedoch bereits rund einen Euro über diesem Preis und kletterte bis 9:29 Uhr auf 35 Euro und höher. Wer hätte da nicht auch gern Aktien zu 32,90 Euro erhalten?
Gut informierte Investoren wissen, dass neue Aktien mit einem Preisabschlag platziert werden, um einen Anreiz für die Investoren zu schaffen. Die Platzierung erfolgte allerdings sehr schnell und die Nachfrage war hoch, worauf auch der Preis schließen lässt. Immerhin konnte die Bank mehr Geld einsammeln als ursprünglich geplant, insgesamt waren es 2,96 Milliarden Euro.
"Beschleunigtes Bookbuildingverfahren" wird die Variante der Deutschen Bank genannt. Professionelle Interessenten geben dabei Gebote ab, sprich sie nennen, wie viele Stücke sie zu welchem Preis erwerben wollen. Die Zuteilung erfolgt relativ schnell. Ein Bezugsrecht für die Aktionäre, wie es dieses bei der Commerzbank geben wird, existiert hingegen nicht.
Möglich war der Ausschluss der Aktionäre im Fall Deutsche Bank durch einen sogenannten Vorratsbeschluss: Auf der Hauptversammlung hatten die Anteilseigner bereits einer Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts zugestimmt, rechtlich war die Aktion der Bank also legitim. Daher konnte sie neue Aktien ausgeben und musste den Altaktionären kein Angebot zum Bezug der neuen Papiere unterbreiten. Das spart dem Unternehmen Zeit und Geld, weil sie nicht erst eine Offerte für alle Anleger veröffentlichen, Bezugsrechte verteilen oder die neuen Aktien zum Handel zulassen muss.
Doch Anleger, die zusehen müssen, wie professionelle Investoren Aktienpakete zu einem günstigen Kurs erwerben können, ärgert das. Sie profitierten zwar Im Fall Deutsche Bank von steigenden Aktienkursen nach der überraschenden Kapitalerhöhung, aber auch Anlegerschützer wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellt sich auf die Seite der Privatanleger und fordert ein generelles Bezugsrecht für diese. Die Kapitalmaßnahme der Deutschen Bank war kein Einzelfall. Privatanleger L. bemängelt, dass Anleger immer häufiger stark benachteiligt würden und fragt sich: "Wo bleibt die Gleichberechtigung für Aktionäre?"
von Antonie Klotz (Anmerkung: Titel und Bild stammen vom Blogbetreiber)
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