13.02.2013,
4858 Zeichen
(Von:
Tim Schaefer )
Das billige Geld der Zentralbanken, das gemeinhin als Gelddruckerei bezeichnet wird, treibt alle wichtigen Assetklassen auf immer neue Höhen. Staatsanleihen stehen hoch im Kurs. Experten
warnen vor einem Platzen der Blase bei den Anleihen. Aktien eilen auf Rekordstände. Gold hat einen euphorischen
zwölfjährigen Wettlaufhinter sich. In Westeuropa boomt der Immobilienmarkt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Die Liquidität sucht ständig nach neuen Wegen.
Weil sich mit Cash keinerlei reale Rendite erzielen lässt, macht es ja durchaus Sinn, die Liquidität zu investieren. Unter dem Kopfkissen oder auf dem Sparbuch setzt man seine Ersparnisse in der Tat der Inflation aus. Das Geld fließt derzeit überall hin. Sogar seltene Kunstwerke erleben eine Jahrhundertrallye. Die Menschen haben eben Angst vor der Inflation.
Nur ist in diesem gegenwärtigen Assetboom (Gold, Immobilien, Aktien, Anleihen, Kunst) Vorsicht geboten. Sie sollten nicht in eine Assetklasse wie etwa Aktien zu 100 Prozent hineinstürmen. Es ist ratsam, das Vermögen auf mehrere Pfeiler zu verteilen. Seien Sie umsichtig.
Ich habe mein Vermögen zu 40 Prozent in Aktien, zu 50 Prozent in Immobilien und zu zehn Prozent in Liquidität gebunkert. Innerhalb der Aktienkategorie habe ich eine breite Streuung in Länder (Währungsräume) und Branchen (Energie, Software, Lebensmittel, Finanzdienstleistung) vorgenommen. Ich finde, meine Allokation ist einigermassen ausgeglichen. Wenn eine Assetklasse zusammenbrechen sollte, habe ich andere sichere Häfen zur Verfügung.
Wir befinden uns in einer sehr volatilen Zeit. Es kann jederzeit ein Assetballon platzen. Es gibt keinen Vollkaskoschutz vor einem Crash. In einem solchen Fall wären Sie schlecht beraten, wenn all ihr Geld genau in dieser einen betroffenen Assetklasse stecken würde, die abstürzt.
Gleichzeitig ist es meiner Meinung nach ratsam, so wenig Umschichtungen wie möglich vorzunehmen. Zu Nervosität oder Hektik besteht niemals ein Grund. Überlegen Sie intensiv, bevor Sie große Entscheidungen treffen. Ich würde immer Experten (eventuell aus der Familie, dem Freundeskreis) hinzuziehen.
Wenn ich mir die Situation in Deutschland anschaue, wäre ich vorsichtig mit Neuengagements im Immobilienmarkt. Es gibt
erste Hinweise für eine Übertreibung.
Ich rate grundsätzlich davon ab, sich bis unter die Halskrause zu verschulden und auf Pump in Aktien oder Immobilien zu investieren. Ich finde, vor Schulden sollte jeder Respekt haben – auch wenn die Zinsen gerade extrem niedrig sind.
Ich fand den
Rat von Ray Dalio merkwürdig, ein Darlehen aufzunehmen und sofort das Geld in Assets zu investieren. Ich schätze den New Yorker Hedgefondschef, aber in diesem Punkt stimme ich nicht mit ihm überein. Sie müssen wissen, dass Dalio den größten Hedgefonds der Welt betreibt. Was er sagt, hat eigentlich Hand und Fuss. Regierungen vertrauen ihm unglaubliche Summen an.
Anders ausgedrückt leuchtet mir es ein, in Spanien oder Italien in einem Küstenabschnitt, der von der Rezession hart getroffen wurde, Immobilienkäufe zu erwägen. Vielleicht sind Mallorca oder Ibiza ein
Schnäppchenparadies geworden. Wer sich dort umschaut, sollte ein Insider sein und das Objekt vernünftig nutzen oder vermieten können.
Für einen Amerikaner macht es womöglich Sinn, in
Florida oder
Las Vegas zuzuschlagen - in Gegenden, die besonders heftig abgestürzt sind. Hier gibt es massenweise Insolvenzfälle.
Mit einer besonders großen Hypothek jetzt in Frankfurt, Stuttgart oder Hamburg auf Shoppingtour zu gehen, halte ich indes für
brisant. Bis zur Halskrause würde ich mich nie verschulden. Schon gar nicht würde ich Haus und Hof verwetten.
Übrigens ist in Arizona eine regelrechte Jagd auf insolvente Immobilien ausgebrochen. In manchen Regionen ist in dem Wüstensaat jedes
509. Haus von einer Pleite betroffen. Das sollte uns alle zum Nachdenken bringen. Ein paar clevere TV-Leute haben aus den Versteigerungen eine
TV-Dokumentation entwickelt.
Es ist schon erschreckend, wenn wir uns überlegen, dass weltweit
197 Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Weitere 39 Millionen Menschen kommen hinzu, die schlicht aufgegeben haben, nach einem Job zu suchen. 7,8 Prozent sind in den USA arbeitslos, in der Eurozone sind es 11,8 Prozent. Nach wie vor steckt die Weltwirtschaft in großen Problemen.
Der New Yorker Fed-Chef William Dudley hatte sich Ende 2012 in einer Gastrede vor Studenten der „Pace Universität“ fürchterlich über die hohe Arbeitslosigkeit in den USA
beklagt. Ich erlebte seine Rede in der Uni und war beeindruckt, mit welch harschen Worten er die Tragödie auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt beschrieb. Diese Finanzkrise hat viele Leben, viele Familien ruiniert.
Dass inmitten dieser Tragödie das Geld nach neuen Anlagechancen sucht, löst schon ein merkwürdiges Gefühl in mir aus. Es ist seltsam. Des einen Leid ist des anderen Freud.
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