Alois Wögerbauer: "Attraktive Titel gibt es einige: Mayr-Melnhof als defensive Qualität, AT&S und Do&CO" (Christine Petzwinkler)

Wir haben 3BG Generali KAG-Geschäftsführer Alois Wögerbauer um seine aktuelle Einschätzung zum Markt gebeten ...

Sie haben wieder ihre bereits traditionsreichen Leitplanken für das neue Jahr veröffentlicht. Darin sind Sie weiter optimistisch für den heimischen Aktienmarkt. Was im Speziellen nährt Ihren Optimismus?
Alois Wögerbauer: Nimmt man die aktuellen Dividenden- und Gewinnerwartungen für 2020 so reden wir von einem KGV im Bereich von gut 11 und einer Dividendenrendite von im Schnitt 3,8 %. Das ist vor allem auch angesichts der fehlenden Alternativen am Zinsmarkt attraktiv. Im Schnitt der letzten 15 Jahre war Wien etwa 15 % billiger als das europäische Umfeld – auch erklärbar durch die tiefere Liquidität. Derzeit ist der Markt aber fast 25 % billiger. Attraktive Titel gibt es einige. Mayr-Melnhof als defensive Qualität, AT&S und Do&CO befinden sich in einer Transformationsphase, beide Unternehmen werden in 2 oder 3 Jahren deutlich grösser sein. Bankaktien sind unbeliebt – aber günstig bewertet mit attraktiven Dividenden. Der Immo-Zyklus ist reif – die Titel sind aber immer noch solide Haltepositionen.

Ist auch die neue Regierung ein Grund in Österreich zu investieren?
Die Signale im Bereich KÖSt-Senkung oder Behaltefrist für Aktien sind grundsätzlich positiv. Die Details und Umsetzungszeitpunkte sind noch abzuwarten. Grundsätzlich gilt aber: Etwa 75 Prozent der Börsenumsätze in Wien entfallen auf Investoren aus dem Ausland. Es daher essentiell, wie diese Anleger Österreich wahrnehmen. Ich bin davon überzeugt, dass das aktuelle Regierungsprogramm eine positive Wahrnehmung Österreichs durch die europäischen Anleger fördern wird. Umso mehr ist eine Bewertungsabschlag der Wiener Börse sachlich unlogisch.

Welche internationalen Aktien gefallen Ihnen?
Die Googles dieser Welt werden weiter eine wichtige Rolle spielen. Da sollten man sich nicht zwingend dagegenstellen. Ausgehend von unseren Erwartungen tiefer US-Zinsen und eines schwächeren Dollars sollte man auch Emerging-Markets im Depot haben. Für radikale Regionen- oder Branchengewichtungen ist es aber noch zu früh.

Wird sich aus Kapitalmarkt-Sicht ihrer Meinung nach das Jahr 2020 von 2019 abheben?
Ich denke nicht, dass sich das Jahr 2020 massiv vom Jahr 2019 abheben wird – abgesehen von der Tatsache, dass die Erträge von 2019 sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen im Jahr 2020 nicht wiederholbar sind. Grundsätzlich bleibt das Umfeld aber ähnlich. Eine Wirtschaft die nicht boomt – aber auch nicht in eine Rezession geht. Eine Geopolitik, die uns beschäftigt – die ersten Tage mit der Eskalation USA/Iran geben einen Vorgeschmack. Daneben aber aktive Notenbanken und ein eingefrorenes Zinstief.

Wie sollte ihrer Meinung nach ein Durchschnitts-Portfolio aussehen?
Da gibt es keine Pauschalantwort. Das hängt von der finanziellen und auch von der psychologischen Risikotragfähigkeit des Anlegers ab. Geht es um die eiserne Reserve? Oder geht es um Geld, das man eigentlich der nächsten Generation überlassen wird. Grundsätzlich halte ich aber eine Aufteilung von ca. 50 Prozent Anleihen, ca. 40 Prozent Aktien und ca. 10 Prozent Rohstoffen/Gold für einen vernünftigen Ansatz.

Kommen wir zu ihren Fonds: Welche Fonds der 3BG Generali KAG haben 2019 am besten performt?
Sehr erfreulich hat sich mit einem Plus von beachtlichen 32 Prozent die neu geschaffene Aktienstrategie „Mensch & Umwelt“ entwickelt. Auch mit unserem Österreich-Fonds waren wir mit einem Plus von knapp 24 Prozent angesichts des Marktumfeldes mehr als zufrieden.

Wie wird das junge Fondskonzept "Mensch und Umwelt" angenommen?
Nach einem Jahr liegt das Fondsvolumen bei etwa 50 Mio. Euro – das ist für ein neues und reines Retailprodukt sehr zufriedenstellend. Die Konzentration auf vier Themen aus dem Bereich „Mensch“ und vier Themen aus dem Bereich „Umwelt“ ist für die Anleger transparent, sachlich nachvollziehbar und logisch. Die Fondsstrategie wird 2020 und auch in den Folgejahren ein Kernthema bei uns im Haus bleiben.

Vielen Dank und alles Gute, Herr Wögerbauer!

Hinweis: Im aktuellen Fondsjournal der 3 Banken Generali KAG sind nicht nur die Leitplanken 2020, sondern auch eine Sicht bzw. Einschätzung auf das gesamte junge Jahrzehnt zu finden. Siehe H I E R

(Der Input von Christine Petzwinkler für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 10.01.)



(10.01.2020)

Alois Wögerbauer, Geschäftsführer 3 Banken Generali KAG, Credit: 3 Banken Generali KAG, (© Aussender)


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Christine Petzwinkler

Redaktion Börse Social Magazine.

>> http://boerse-social.com


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