Wochenrückblick KW28: Commerzbank, Deutsche Bank und die Grexit-Sorgen nebst China-Crash (Marc Schmidt)

Die Börsen in Europa und den USA haben in dieser Woche mal wieder eine Achterbahnfahrt erlebt. Hauptthemen waren dabei die Griechenland-Krise und der Crash auf Raten an den chinesischen Aktienmärkten. Doch beide Negativthemen konnten aus Anlegersicht zumindest kurzfristig aus dem Weg geräumt werden. Im Fall Griechenlands wird der große EU-Gipfel am Sonntag Klarheit über die Frage bringen, ob es einen Grexit geben wird oder nicht. So oder so ist jedoch auch nach dem Sonntag noch wochenlang mit Schlagzeilen zu rechnen. Im Fall des chinesischen Crashs versucht die Pekinger Regierung durch Verkaufsverbote, Börsenschließungen und andere Maßnahmen den Kursverfall in den Griff zu bekommen. Ob das auf Dauer gelingt, darf bezweifelt werden. Ein Platzen der chinesischen Blase wäre allerdings ein Problem, das auch die heimische Wirtschaft und damit auch die Börsen nicht verschonen würde. Erste Reaktionen sah man bereits in dieser Woche bei den Autowerten. Dort spielt der China-Handel eine große Rolle.
Es bleibt also spannend. Diese Spannung wird zudem durch die Berichtssaison in den USA verstärkt. Neben zahlreichen Großbanken werden auch jede Menge Technologiegrößen einen Blick in die Bücher gewähren. Von den Bankzahlen dürften besonders die deutschen Branchengrößen Deutsche Bank (WKN 514000) und Commerzbank (WKB CBK100) profitieren. Beide Papiere litten zuletzt sehr stark unter den Grexit-Sorgen, konnten sich jedoch zwischenzeitlich wieder etwas erholen. Die Zahlen der US-Wettbewerber dürften für weitere Erholung sorgen, sofern keine negativen Überraschungen folgen und auch aus Griechenland keine neuen Störfeuer kommen.

Aus Deutschland

Beim Kasseler Salz- und Düngemittelhersteller K+S (WKN KSAG88) wartet man geduldig auf ein höheres Übernahmeangebot aus Kanada. Dabei kann sich K+S das Warten leisten. Schließlich hat das Unternehmen die zwischenzeitlichen Turbulenzen am Kalidüngemittelmarkt relativ gut überstanden. Mehr dazu hier.
Die mögliche K+S-Übernahme ist nicht die einzige Übernahme-Story, die DAX-Anleger derzeit interessant finden. Schon seit Jahren geht es auch darum, wer eventuell das US-Mobilfunkgeschäft der Deutschen Telekom (WKN 555750) kaufen könnte. Aktuell ist der US-Bezahlfernsehanbieter Dish (WKN A0NBN0) der heißeste Anwärter. Unsere Einschätzung dazu hier.
Zu Jahresbeginn sah die Welt für Volkswagen-Aktionäre (WKN 766403) noch rosig aus. Dank einer steilen Kursrallye konnte die VW-Aktie auf ein neues Rekordhoch klettern. Die Machtspiele an der Konzernspitze und allgemeine Marktturbulenzen sorgten jedoch für eine merkliche Korrektur. Nun aber, könnten Investoren wieder über einen Neueinstieg nachdenken. Mehr dazu hier.
BMW (WKN 519000) ist immer noch die weltweite Nummer eins im Premiumsegment der Autobranche. Zudem peilen die Münchner für 2015 eine ganze Reihe an neuen Rekorden an. Insbesondere bei den Absätzen will man wieder zulegen. Und trotzdem ging es für die BMW-Aktie zuletzt steil nach unten, nachdem Mitte März bei knapp 124 Euro ein neues Allzeithoch verbucht wurde. Unsere Einschätzung dazu hier.
Es bleibt dabei: Nach einer anfänglichen Euphorie rund um die Umbaupläne und die ambitionierten Mittelfristziele bei adidas (WKN A1EWWW) hat sich die Aufregung zuletzt merklich gelegt. Daher konnte auch die adidas-Aktie in den vergangenen Wochen in keiner Weise an die starke Performance herankommen, die das DAX-Papier zu Jahresbeginn an den Tag gelegt hatte. Und nun muss man auch immer wieder neidisch auf den großen US-Konkurrenten Nike (WKN 866993) schauen. Mehr dazu hier.

Internationales

Zu Beginn dieses Jahres hatten Investoren etwas mit den steigenden Ausgaben für Investitionen bei Facebook (WKN A1JWVX) gehadert. Doch inzwischen scheinen sie sich damit angefreundet zu haben, dass das führende soziale Netzwerk nun einmal kräftig Geld in die Hand nehmen muss, um in der sich schnell drehenden Technologiewelt nicht irgendwann den Anschluss zu verlieren. Außerdem ist es ja nicht so, dass Facebook Verluste einfahren würde. Unsere Einschätzung dazu hier.
Nachdem der österreichische Industriekonzern RHI (WKN 874182) zu Jahresbeginn von günstigen Währungseffekten profitieren konnte, macht dem Spezialisten für feuerfeste Materialien für die Stahl-, Zement- und Glasindustrie nun jedoch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung in einigen Teilen der Welt zu schaffen. Mehr dazu hier.
Für den österreichischen Baukonzern Strabag (WKN A0M23V) gibt es gute Nachrichten. Zusammen mit zwei Partnern hat Strabag den Auftrag für Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb einer 176 km langen Autobahn über 25 Jahre von der kolumbianische Infrastrukturagentur ANI zugesprochen bekommen. Mehr dazu hier.
Barry Callebaut (WKN 914661) hat auch weiterhin mit schwachen Schokoladen- und Kakaomärkten zu kämpfen. Allerdings hat es der Schweizer Schokoladenhersteller auch in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2014/15 (September bis Mai) geschafft, mit den Marktwidrigkeiten relativ gut umzugehen und sich Marktanteile zu sichern. Unsere Einschätzung dazu hier.

Wochenvorschau: Unternehmenstermine

Die neue Berichtssaison startet in den USA. In der kommenden Woche berichten u.a.: CSX, Johnson & Johnson, JPMorgan Chase, Wells Fargo, YUM! Brands (Dienstag); Bank of America, Delta Air Lines, Intel, Netflix, U.S. Bancorp (Mittwoch); AMD, Citigroup, eBay, Goldman Sachs, Google (Donnerstag); Alstom, BB Biotech, Ericsson, General Electric, Honeywell (Freitag).

Wochenvorschau: Konjunkturdaten

Montag
20:00 US Staatshaushalt (Juni)

Dienstag
08:00 DE Verbraucherpreise (Juni)
11:00 DE ZEW-Konjunkturerwartungen (Juli)
11:00 EU ZEW-Konjunkturerwartungen (Juli)
11:00 EU Industrieproduktion (Mai)
14:30 US Einfuhrpreise (Juni)
14:30 US Einzelhandelsumsatz (Juni)
16:00 US Lagerbestände (Mai)

Mittwoch
14:30 US Erzeugerpreise (Juni)
14:30 US Empire-State-Manufacturing Index (Juli)
15:15 US Industrieproduktion (Juni)
20:00 US Beige Book

Donnerstag
11:00 EU Verbraucherpreise (Juni)
11:00 EU Handelsbilanz (Mai)
13:45 EU EZB Zinsentscheid
14:30 US Philly-Fed-Index (Juli)
16:00 US NAHB Wohnungsmarktindex (Juli)

Freitag
14:30 US Verbraucherpreise (Juni)
14:30 US Baubeginne (Juni)
14:30 US Baugenehmigungen (Juni)
14:30 US Verbrauchervertrauen Uni Michigan (Juli)

Bildquelle: dieboersenblogger.de



(11.07.2015)

Commerzbank, (© photaq/Martina Draper)


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Marc Schmidt

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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