Cafe BE: Peter Bösenberg, Florian Herfurth, Hakan Özal und Pedram Payami setzen auf Österreich (Christian Drastil)

Markant sinkende Handelsvolumina, geschlossene Niederlassungen (Cheuvreux). Es gibt aber auch Institute, die die Aktivitäten am Wiener Finanzplatz ausweiten. Vier, die das tun, sind: Peter Bösenberg (Socgen), Florian Herfurth (daoe.at), Hakan Özal (Sino) und Pedram Payami (EFG). Darüber wurde am 19. Mai gesprochen. Bilder unter http://www.boerse-express.com/cafebe .

Cafe BE: Die Überschrift zum Termin lautet „neue oder verstärkte Aktivitäten in Österreich“. Herr Payami, Sie waren für ABN Amro / RBS in Österreich sehr präsent und kehren jetzt als Repräsentant der Schweizer EFG an den Wiener Finanzplatz zurück. Bitte um kurze Vorstellung der EFG und der Österreich-Strategie ...

Pedram Payami: EFG Financial Products ist eine Schweizer Gesellschaft, 2007 gegründet, die als Muttergesellschaft eine internationale Privatbankengruppe hat. Als Zertifikateemittent ist die Bonität massgeblich, man verkauft ja Inhaberschuldverschreibungen. Neben dem Kerngeschäft der Strukturierten Produkte haben wir die Bereiche Asset Management, Brokerage und Pensions Solutions ausgebaut. Nach dem Wechsel zu einem neuen Anbieter lag es für mich nahe, dass man auch jene Märkte wieder angeht, auf denen man sich wohlfühlt und wo man Wachstumspotenzial sieht. Der erste Step war es, in der Schweiz für EFG das Retailgeschäft auszubauen. Deutschland / Österreich ist auch immer eine Kombination, die man gerne sieht, das kann man auf einmal angehen aufgrund der rechtlichen und sprachlichen Gemeinsamkeiten. Nachdem wir in Deutschland aktiv wurden, haben wir nun Österreich im Fokus. Die Strategie ist es, kein eigenes Listing in Wien zu machen, die Kunden sind sehr an die deutschen Börsen gewöhnt bzw. auch ausserbörslich mit dem Emittenten zu handeln. Da braucht man nicht primär ein lokales Listing. Also Listing in Deutschland, zum öffentlichen Vertrieb in Österreich zulassen und dann aktiv vermarkten über Marketingaktivitäten in Österreich.

Cafe BE: Welche Produkte aus der grossen Zertifikatebandbreite werden Sie bringen? Anlage oder Hebel?

Payami: Den Anlagebereich, da können wir das Know-How aus der Schweiz mitnehmen. Die Zielgruppe sind konservative Anleger, da gibt es ja in Österreich sehr viele davon.

Cafe BE: Herr Bösenberg, auch die Zertifikate-Unit der Societe Generale ist nun stärker in Österreich präsent. Bitte um ein paar Worte dazu ...

Peter Bösenberg: Wir sind seit 20 Jahren international tätig, zunächst mit Optionsscheinen, seit ca. 10 Jahren auch mit Zertifikaten. Österreich hat da immer dazugezählt, wobei wir bisher in Österreich schwerpunktmässig im Institutionellen Bereich tätig waren. Wir haben dieses Jahr angefangen, die Produkte auch für den öffentlichen Vertrieb zuzulassen, das ist jetzt im Mai abgeschlossen. Wir werden die Marketing- und PR-Aktivitäten verstärken. Wir versprechen uns davon, dass wir das Know-How und die Expertise, die wir am deutschen Markt gesammelt haben, auch am österreichischen Markt gut ausrollen können.

Cafe BE: Wie sieht das bei Ihnen aus? Anlage- oder Hebelprodukte?

Bösenberg: Prinzipiell sind wir Komplettanbieter, der Schwerpunkt ist aber der Anlagebereich. Im Rohstoffbereich haben wir eines der grössten Handelsbücher mit hoher Bandbreite an Basiswerten. Die Franzosen sind immer ganz stark, wenn es um neue Dinge geht: Innovative Strukturen, ein paar neue Pay-Outs.

Cafe BE: Herr Özal, der Broker Sino ist bereits seit einigen Wochen in Wien auffällig präsent. Wie sind Sie mit dem Start zufrieden?

Hakan Özal: Die ersten Wochen waren durchaus zufriedenstellend, es war aber kein Hype, den haben wir auch nicht erwartet. Gerade in Österreich nicht. Die Leute schauen erst mal: Wer ist da gekommen, was bietet der an? Ich glaube, wir haben uns ganz gut ankündigen können, der Markt weiss Bescheid. Die ersten Kontoeröffnungen sind da. Alles angenehm, man muss jetzt sehen, wie es weitergeht.

Cafe BE: Welche Klientel, welchen Anlegertypus haben Sie als Interessenten ausgemacht?

Özal: Es gibt zwei grosse Gruppen. Einerseits die, die sehr aktiv traden und zum Teil schon ein Auslandskonto haben. Und es gibt andererseits Kunden, die schon etwas tun, aber jetzt nachdenken, das ganze aktiver und professioneller anzugehen. In jedem zweiten oder dritten Gespräch geht es darum, dass die Leute sagen, das nun zum Beruf machen zu wollen. So etwas geht nicht von heute auf morgen, da wird das Gespräch gesucht. Auch hier muss man wieder differenzen: Leute, die bisher zwischen zehn und dreissig Trades im Monat machten und solche, die mehr als 50 machten. Mit Sino vor Ort gibt es einen Ansprechpartner für diese Klientel, das ist den Leuten lieber als ein Kontakt in London oder Frankfurt. Was nicht passiert, ist, dass Anfänger auf uns zukommen. Wir sind ein High End-Broker und das erkennen die Leute auch. Es gibt interessantweiser auch gute Leute, die schon seit Jahren traden, aber Sorgen haben, dass sie nicht zu uns passen könnten, weil wir eventuell noch mehr High-End sind. Wir haben auch Kunden, die mehr als 1000 Trades im Monat machen.

Cafe BE: Herr Herfurth, Sie sind mit dem Bankhaus Jungholz und Direkt-Anlage Österreich geographisch an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland angesiedelt. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation wahr?

Florian Herfurth: Wir finden die aktuelle Situation und den Markt sehr interessant. Wir sind seit bereits 16 Jahren mit der Direkt-Anlage aktiv, schwerpunktmässig immer in Deutschland. Allerdings stellen wir seit ein bis zwei Jahren fest, dass wir immer mehr Anfragen aus Österreich bekommen, ohne hier Werbung gemacht zu haben.

Cafe BE: Woran, glauben Sie, liegt das?

Herfurth: Ich denke, das Produkt passt einfach gut. Wir sind zwar ein kleines Haus mit knapp 4000 Kunden, haben uns dafür aber auf sehr guten Service mit gut ausgebildeten Mitarbeitern spezialisiert. Das wissen die Kunden zu schätzen. Dazu kommt unsere Unternehmensphilosophie: Wir sind eine Genossenschaft, nicht der Gewinnmaximierung verpflichtet, wir versuchen sämtliche Gesellschaftsgruppen in Einklang zu bringen. Das merkt man bei den Kunden, zB beim Thema Reklamation. Bei Grossbanken landet man im Call Center, bei uns glaube ich passiert das menschlicher mit Herz und Verstand von Börsefachleuten. Dazu kommt, dass die Leute sagen, „die sind ja eine Bank aus Österreich mit einer langen Tradition“, so hatten wir 2010 die Situation, dass 25 Prozent der Neukunden aus Österreich gekommen ist, ohne dass wir dafür Werbung machten. Das war für uns der Auslöser, im Heimatland auch etwas präsenter zu werden.

Cafe BE: Wie sind die ersten Monate 2011 gelaufen?

Herfurth: Uns geht es ähnlich wie den Kollegen von Sino. Der grosse Hype ist noch nicht ausgebrochen, wenn ich aber gewichte, was wir an Werbung und PR ausgegeben haben, ist es sehr zufriedenstellend. Einige sagen, sie wollen das mal testen und können sich vorstellen, später das eine oder andere zusätzlich zu uns bringen.

Cafe BE: Sie alle setzen auch stark auf edukative Elemente ...

Payami: Wenn man als junge Gesellschaft in ein besetztes Geschäftsfeld eintritt, muss man einen guten Plan mitbringen. Wir haben gesehen, dass Emittenten mit den Kampagnen und Factsheets in der Zeichnungsphase sehr stark sind; ist das Produkt aber bereits gelistet, gibt es oft Informationsdefizite. EFG hat eine Plattform entwickelt, die standardisierte Infos während der gesamten Sekundärmarktphase anbietet. Wir haben da täglich aktualisierte Reports und gehen sehr tief in die Materie hinein, zB legen wir auch die Optionskomponenten der einzelnen Strukturen offen.

Bösenberg: Wir sehen uns als Komplettanbieter, eben vor allem im Bereich der Rohstoffe, die Favoriten wechseln hier relativ schnell. Aktuell sind die Bewegungen bei den Edelmetallen im Fokus, bei Silber war zuletzt die Nachfrage enorm. Komplettanbieter im Sinne von Hebel- und Anlageprodukten. Bei Silber ist Volatilität explodiert, da werden Discounts- oder Bonuszertifikate massiv nachgefragt.

Cafe BE: Stehen Rohstoffe auch bei Ihren Vorträgen im Mittelpunkt?

Bösenberg: In einem Markt, in dem 40 Häuser aktiv sind und 20 Häuser versuchen, Komplettanbieter zu sein, muss man sich abgrenzen. Das ist etwa mit Discount-Zertifikaten auf den Euro-Stoxx nicht so leicht. Bei Rohstoffen können wir Produkte anbieten, die wie wir glauben, sonst keiner so anbieten kann. Das steht auch bei den Vorträgen im Zentrum.

Cafe BE: Herr Özal, heute abend (Anm.: die Cafe BE-Runde fand am 19. Mai statt) gibt es die 1. Sino-Akademie in Österreich. Was werden die Themen sein?

Özal: Es geht darum, einem ausgewählten Kundenkreis, einen Mehrwert zu bieten. Unsere Plattform ist High-End und birgt auch für bestehende Kunden immer wieder neue Überraschungen. In Österreich haben wir aktuell 15 Kunden, darunter auch zwei Corporates, wo gleich mehrere dahinterstecken. Dazu auch Interessenten. Ich frage da persönlich nach, ob das auch passt für die Interessenten. Wir wollen lieber einen engen Rahmen, wollen die Gäste nicht überfordern und mit Infos erschlagen. Die Plattform hat einige Funktionalitäten und alternative Orderarten, dazu Stabilität und Schnelligkeit. Auch Geschäftsleitung, Chefhändler und Trading Desk werden heute Abend dabei sein.

Cafe BE: Wird das ein regelmässiges Veranstaltungsforum werden? Gibt es das in Deutschland auch?

Özal: Ja, das Ziel ist, das einmal im Monat durchzuführen, der nächste Termin in Wien ist der 9. Juni. In Deutschland haben wir München, Düsseldorf und Berlin im Programm. Heute Abend wird zB ein österreichischer Kunde, der bereits seit Jahren bei uns ist, dabei sein. Er freut sich, dass wir das nun auch in Wien sind, und er sich für neue Trading-Ideen inspirieren lassen kann. Herzlich willkommen, kann ich nur sagen.

Cafe BE: Und wie ist die Informationsnachfrage bei der Direkt-Anlage Österreich?

Herfurth: Wir machen immer wieder unterschiedliche Veranstaltungen, sind zum einen bei Messen und Börsentagen präsent. Wir haben auch den ein oder anderen Vermittler, der an uns herantritt, wenn es Sonderthemen betrifft, beispielsweise, wenn es um Zertifikate geht oder Wertpapierkredite. Ich halte ebenfalls nichts davon, Massenveranstaltungen zu machen. Klein und exklusiv gefällt es uns besser. Uns ist es wichtig, die Kunden mit der Zeit kennen zu lernen, umgekehrt soll auch uns der Kunde besser kennenlernen, wir haben 12 Kundenbetreuer in der persönlichen Kundenbetreuung bei Wertpapieren. Da baut sich mit der Zeit eine Bekanntschaft auf, zum Teil Freundschaft und Nähe. Man ruft einfach nicht anonym in einem Call Center an.

Cafe BE: Und wie sieht es mit der Trennung zwischen B2B und B2C aus, da gibt es aktuell gerade im medialen Bereich ein Auseinanderdriften ...

Payami: Wir sind ganz klar gewachsen mit dem Instititutionellen Anleger, und das Geschäft mit dem Endanleger ist erst später losgegangen. Es gibt auch regionale Differenzen; was man in der Schweiz als Privatanleger bezeichnet, ist in Österreich ein Semi-Institutioneller. Sowohl von der Grösse der Positionen her, als auch vom Know-How her. Wir haben für das B2B-Geschäft, das klar ein One-on-One-Geschäft bei uns ist, ein eigenes Team und für die Privatanleger ein anderes. Das ist klar getrennt.

Bösenberg: Das B2B-Geschäft im Institutionellen Bereich muss noch weiter differenziert werden. Mit etwa Versicherungen spricht man ja nicht über Zertifikate, sondern über massgeschneiderte Lösungen mit Derivaten. Ich glaube, es ist auch ein Irrglaube, dass man das strikt trennen muss. Wenn ich beispielsweise Anlageideen an meine Vermögensverwalter aussende, dann kaufen die das oft auch privat. Wenn man sich unseren Flow ansieht, ist zu vermuten, dass sehr sehr viele Tickets von Leuten aus der Industrie oder Medienleuten kommen. Ich glaube, das ist auch unsere Stärke, dass da bei uns alles zusammenläuft.

Özal: Institutionelle gehen bei uns direkt an die Mutter, die HSBC. Auch ich möchte die B2Bs ansprechen, die Fondsmanager sind ja oft auch selbst sehr aktiv.

Herfurth: Wir sind von der Ausrichtung her komplett auf Privatanleger zugeschnitten, wir sind selbst relativ erfolgreich in der Vermögensverwaltung tätig, liegen in diversen Rankings in Deutschland mit Summa cum laude-Auszeichnungen weit vorne. Wir bieten Beratung incl. Besuchen zu Hause, aber auch die Plattform für Self Directed Trader.

Cafe BE: Sie alle haben sich für einen Auf- oder Ausbau in Österreich entschieden. Was sind die Wünsche an die Verantwortlichen für den Standort?

Bösenberg: Das steuerliche Thema gehört ähnlich einfach und transparent wie in Deutschland angegangen. Da ist sehr viel Verunsicherung im Land.

Özal: Sino wurde in Österreich freundlich empfangen, der Termin von Seiten der FMA war angenehm. Es besteht grosses Interesse, das läuft auf kollegialer Basis.
Die steuerliche Sache ist natürlich ein Problem, das Schlimmste ist, dass alles in Schwebe ist oder verschoben wird, das macht keinen Spass. Wenn man Dinge ändert, muss man sie sofort ändern, das muss passen. Verunsicherung hilft niemandem.

Herfurth: Das kann natürlich auch dazu führen, dass sich österreichische Anleger entscheiden, direkt in Deutschland zu investieren, dort ist es einfacher, sogar inklusive Besteuerung der Auslandskonten in Österreich. Wir haben im Oktober ein Stuttgarter Bankhaus übernommen, und stellen aktuell schon von Seiten der Österreicher eine steigende Nachfrage nach einem Auslandskonto fest. Viele warten aber einfach ab.

Payami: Für uns als Zertifikateemittent ist die Aufklärung bei den Retailkunden wichtig. Die deutsche Fachpresse hat zB einen grossen Beitrag geleistet, die Press Coverage in Deutschland ist sehr hoch. In Österreich gibt es bei den Medien noch viel Potenzial.

Cafe BE: An die Zertifikateemittenten: Ist eine Mitgliedschaft im Zertifikate Forum Austria ein Thema?

Bösenberg: Das kann ich jetzt noch nicht abschliessend beantworten. Wir sind am Start. Wenn es sich mittelfristig so entwickelt, wie wir uns das vorstellen, dann ist das natürlich ein Thema. Lobbying-Tätigkeiten sind für unsere Branche sehr wichtig.

Payami: Ich bin überzeugt, dass man, wenn man langfristig in einem Land aktiv sein will, auch etwas für die Branche tun muss. Für einen Neuling wie uns ist es eine budgetäre Sache, ich sehe aber sehr wohl den Mehrwert eines Verbandes.

Herfurth: Die Privatanleger nehmen die Arbeit für die Branche schon wahr. Die RCB hat gerade wieder den Award gewonnen, da wird gleich mehr getradet. Da ist schon viel Wahrnehmung rundherum. Wir unterstützen das auch mit einer Free-Trade-Aktion.

Cafe BE: Brokerfrage - was wird bei Ihnen vorwiegend gehandelt?

Özal: Ganz klar Aktien, vor allem Deutschland und USA. Österreich sehr wenig. Immer grösser wird die Nachfrage nach Futures, die sind für den Trader noch angenehmer, weil noch transparenter und liquider. Neu seit 2009 ist auch das Trading in Anleihen.

Cafe BE: Die Marginanforderungen rund um die Futures; haben das Eure Kunden im Griff?

Özal: Unsere Kunden verstehen das, sind sehr diszipliniert, es gibt wenige Margin Calls. Da wird nichts liegengelassen. Das kenne ich auch ganz anders.

Herfurth: Bei uns findet eine Konzentration auf den DAX statt. Konservative Kunden gehen eher in Indexzertifikate, spekulativere in Hebelprodukte. Aber auch Einzeltitel sind gefragt. Der Wertpapierkredit ist sehr beliebt, wir können hier meines Wissens nach den günstigsten Zinssatz im Markt anbieten. Auf Kredit gekauft werden auch Anleihen, gerade jetzt.

Cafe BE: Österreichische Bank, deutsche Kunden. Handeln diese auch ATX-Titel?

Herfurth: Nein, das muss mein leider sagen. Österreich ist für deutsche Anleger nicht allzu attraktiv. Ausnahme sind Einzelwerte, die gerade eine gute Story haben.

Cafe BE: Die Zinsen steigen. Was heisst das für Ihr Geschäft?

Bösenberg: Steigende Zinsen sind gut für uns, weil die Volatilität in der Regel steigt. Bei hoher Volatilität wird mehr gehandelt. Bei Anlageprodukten kann ich viel interessantere Garantiestrukturen bauen, vieles, was aktuell nicht so schön aussieht, kann man dann darstellen.

Cafe BE: Aber bestehende Garantieprodukte fallen dafür im Kurs ...

Bösenberg: In den vergangenen drei bis vier Jahren sind wenige neue Garantieprodukte gekommen, es gibt also kurze Restlaufzeiten. Zinsunsensitive Floater waren stärker gefragt und da gibt es ja keine Problem2.

Payami: Wir sind bisher eher im Bereich der renditeoptimierenden Produkte, also Teilschutzprodukte, unterwegs gewesen, bei steigenden Zinsen sind auch für uns Kapitalschutzprodukte besser darstellbar. In Österreich mag man so etwas ja ganz besonders.

Herfurth: Langfristige Investoren würden vielleicht umdenken, eine Verlagerung von Wertpapieren hin zu Festgeld. Spekulativer veranlagte Kunden würden hingegen vielleicht wieder stärker zu Hebelzertifikaten greifen.

Özal: Für uns ist das gut, wenn die Volatilität steigt. Long oder Short, die Leute tun mehr. In Österreich sind Short-Möglichkeiten nicht so bekannt, das Interesse ist da, viele Leute trauen sich aber nicht, denken, dass das was Aussergewöhnliches ist. Wissen braucht man schon, beispielsweise bei Dividendenzahlungen.

Cafe BE: Vor der Schlussrunde – gibt’s noch ein Anliegen?

Özal: Die KESt ist zu spüren, die Leute gehen raus und halten sich zurück. Dabei war ja der Österreicher ohnedies noch lange nicht so weit, wie der deutsche Anleger. Ich möchte da auch die Wiener Börse auffordern, viel aktiver gegen diese Steuer und für den Finanzplatz aufzutreten. Rein die Ausbildungsveranstaltungen sind zu wenig. Man muss es schaffen, eine Gemeinschaft zu erzeugen. Das muss ein Volkssport werden. Aktuell fehlt jede Dynamik.

Payami: Die gesamte Grundsatzdiskussion, die in Österreich sehr ausgeprägt ist, dass Aktien böse sind, muss durch Aufklärungsarbeit ganz anders geführt werden. Der Kauf eines Fernsehers wird wochenlang geplant, im Anlagebereich vertraut man einem Berater oder nimmt einfach das Sparbuch. Mehr Eigeninitiative der Österreicher bei der Geldanlage wäre wünschenswert.

Cafe BE: Wie werden die Weltbörsen, Rohstoffe, Währungen auf Sicht sechs Monate performen? Bitte um kurze Inputs, gerne auch die private Sicht.

Özal: Meine private Meinung ist, dass die Aktienmärkte drehen werden, steigende Zinsen unterstützen das. Im Bereich Rohstoffe sage ich, dass alles, was mit Nahrung zu tun hat, weiter steigen wird.

Bösenberg: Ich bin auf Sicht sechs Monate bullish, bei Rückgängen wird ja aktuell sofort wieder gekauft. Erfahrungsgemäss braucht der Markt nach Zinserhöhungen eineinhalb Jahre, bis er dreht. Und was sind die Alternativen? Die Dividendenrendite passt auch, ich bin bullish, trotz dunkler Gewitterwolken auf dem Horizont.

Payami: Dunkle Gewitterwolken gibt es leider immer. Generell sehe ich positiv in die Zukunft. Man hat den Boom in den Emerging Markets-Regionen, die Rohstoffmärkte sehen auch gut aus, vor allem bei Energie- und auch bei den Agrargütern.

Herfurth: Ich gehe von steigenden Zinsen aus, die Länder, die heute schon wackeln, werden noch grössere Probleme bekommen. Die Verunsicherung wird zunehmen, Aktien könnten fallen, Flucht in Rohstoffe, neue Anstiege bei Edelmetallen.

Diskussionsleitung: Christian Drastil
Fotos: Franz-Josef Galuschka


(23.05.2011)

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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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