DividendenAdel US-Aristokraten 2020: Kontinuität allein ist zu wenig (Christian W. Röhl)

m sich in den USA den Titel eines Dividenden-Aristokraten zu verdienen, müssen Unternehmen ihre Ausschüttung mindestens 25 Jahre in Folge angehoben haben. Eine Hürde, die hierzulande nur der Gesundheitsdienstleister Fresenius überspringt – während es auf der anderen Seite des Atlantiks allein im Leitindex S&P 500 exakt 57 US-Aristokraten gibt. Hier die Selektionsliste als PDF-Dokument herunterladen!

Zu dieser Crème de la Crème des kontinuierlichen Wachstums gehören globale Industrie-Ikonen wie der Post-it-Erfinder 3M, die Pillendreher von Johnson & Johnson, der Pampers-Produzent Procter & Gamble oder die Getränke-Giganten PepsiCo und Coca-Cola.

Vom Brause-Imperium aus Atlanta erhalten die Aktionäre sogar seit 1962 Jahr für Jahr dickere Schecks. Selbst wer wie Geld-Genie Warren Buffett erst nach dem Wall Street-Crash von 1987 eingestiegen ist, kassiert inzwischen fett zweistellige Renditen auf sein Investment: Coca-Cola notierte damals (bereinigt um zwischenzeitliche Splits) bei 2,50 Dollar und kam damit auf drei Prozent Dividendenrendite. 57 Jahre und Anhebungen später gab’s 2019 in Summe 1,60 Dollar je Aktie – was bezogen auf den Einstandspreis einer „Yield-on-Cost“ von 64% entspricht. Parallel hat sich die Aktie auf über 55,00 Dollar verzweiundzwanzigfacht.

Das Dilemma der US-Aristokraten

Coca-Cola ist allerdings nicht nur ein großartiges Beispiel, um die vermögensbildende Wirkung von (steigenden) Dividenden zu illustrieren. Der Konzern steht auch für das Dilemma einiger Dividenden-Aristokraten – das Geschäft ist zwar weitgehend stabil, wächst aber nicht mehr genug, um die Dividenden im gewohnten Umfang anzuheben. Gleichzeitig drängen gerade institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen, die angesichts der Zinsmisere auf Aktien-Ausschüttungen angewiesen sind, auf weitere Erhöhungen.

Also wird die Ausschüttungsquote nach oben gezogen. Noch 2012 hat Coca-Cola nur gut die Hälfte seiner Erträge an die Aktionäre verteilt, 2017 war es dann schon der komplette Vorjahresgewinn und 2019 sogar ein bisschen mehr. Und selbst wenn man diese Zahlen um Sondereffekte bereinigt, lag der Payout geglättet über die vergangenen drei Jahre bei annähernd 80% – während gleichzeitig die Schulden gestiegen sind, von netto 16 Mrd. auf zuletzt 28 Mrd. Dollar.

Warum Coca-Cola derzeit nicht in mein Beuteschema passt

Um Missverständnissen vorzubeugen: Coca-Cola ist nach wie vor ein großartiges Unternehmen. Zwar zuletzt mit sinkenden Umsätzen, die aber der durchaus schlüssigen Strategie geschuldet sind, das margenschwache Abfüllgeschäft zu entkonsolidieren. Auch die nächsten Dividendenanhebungen sind gesichert – zumindest solange das Zinsumfeld sich nicht ändert und Nettoschulden in Höhe des 2,5-fachen EBITDA für eine Firma dieser Qualität nicht zu Problemen bei der Refinanzierung führen.

Gleichzeitig kann der hohe Payout ein Hinweis darauf sein, dass Investoren in den nächsten Jahren vielleicht nicht mehr erwarten dürfen als die aktuell knapp dreiprozentige Dividendenrendite. Und weil es mir in meinem (Dividenden-)Portfolio nicht um die einseitige Optimierung der Ausschüttungsrendite geht, sondern um die Maximierung des Gesamtertrags – ist Coca-Cola auf dieser Basis, nämlich mit einer Payout-Quote oberhalb des DividendenAdel-Korridors (25-75%) und einem mit 5,6% p.a. inzwischen unter dem Durchschnitt aller US-Aristokraten liegenden Fünf-Jahres-Wachstum der Dividende für mich derzeit kein Kauf.

Öl-Multis sind zu großzügig

Dasselbe gilt für ein paar andere Aristokraten. Etwa Exxon Mobil und Chevron, die über drei Jahre 90% bzw. sogar 110% ihrer Gewinne an die Anteilseigner auskehren. Klar, die beiden Öl-Multis verfügen über satte Reserven und wenn der Barrelpreis für das „schwarze Gold“ mal wieder nachhaltig steigen sollte, gehen die Erträge hoch und die Payouts runter. Bis dahin aber leidet bei beiden Unternehmen die finanzielle Flexibilität – und ob Großinvestoren, die Dekarbonisierung fordern, sich mit Dividenden ruhigstellen lassen, ist auch nicht sicher.

Zu hoch ist der Payout auch beim Schnapsbrenner Brown-Forman (Jack Daniel’s), beim Tabakhändler Universal und beim Vermögensverwalter Franklin Resources (Templeton). Roper Technologies oder West Pharmaceuticals hingegen beteiligen ihre Aktionäre nicht einmal mit einem Viertel am Gewinn und sind deshalb außen vor.

Rendite unter 1%: Spitzenreiter 2019 sind draußen

Bei den meisten Unternehme hat es jedoch andere Gründe, warum sie nicht in der neuen DividendenAdel-Auswahlliste zu den US-Aristokraten erscheinen: Entweder erreicht die historische oder indikative Dividendenrendite nicht einmal mehr den Schwellenwert von einem Prozent – oder die Dividenden-Dynamik ist zu gering, um es unter die 50 nach dem durchschnittlichen Fünf-Jahres-Wachstum der Ausschüttung sortierten Titel zu schaffen. Und die Top 50 sind durchaus eine Hürde. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Auswertungen betrachte ich nicht nur die Standardwerte aus dem S&P 500, sondern nehme auch die mittelgroßen und kleinen Aktien aus dem S&P 400 Mid Cap und dem S&P 600 Small Cap hinzu.

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(17.01.2020)

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Christian W. Röhl
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