ATX-Trends: OMV, Addiko, Bawag, Semperit, Porr, Mayr-Melnhof ....

Nachdem das Chaos um den Brexit lange Zeit die Märkte unberührt gelassen hatte, kamen gestern diesbezügliche Sorgen bei den Investoren durch und liessen die Börsen nach unten tendieren. Zusätzlich verursachten neue Spannungen zwischen den USA und China kurz vor den neuerlichen Handelsgesprächen weitere Sorgen. So weitete der EuroStoxx 50 seine anfänglichen Verluste aus und ging mit einem Abschlag von 1,1% aus dem Handel, in Frankreich schloss der Index 1,2% schwächer, auch in Deutschland kam es zu einem Rückgang von 1,1%, relativ gut hielt sich der britische Markt, das Minus von 0,8% fiel dank des nachgebenden Pfunds hier etwas geringer aus. Im Branchenvergleich gab es nur Verlierer, besonders Reiseveranstalter und Fluggesellschaften sowie Unternehmen der Bauindustrie standen unter Druck und büßten jeweils rund 2,0% ein. Bei den Einzelwerten brachte die abgesagte Übernahme der London Stock Exchange durch die Hongkonger Börse einiges an Bewegung, die Papiere der Londoner Börse notierten zu Handelsschluss 5,8% tiefer, die Deutsche Börse konnte von dieser Nachricht profitieren und erzielte als einer der wenigen DAX -Werte einen leichten Zuwachs von 0,1%

EasyJet berichtete einen deutlichen Gewinnrückgang und rutschte um 7,6% ab, für Bang & Olufsen ging es hingegen in Kopenhagen um 3,7% nach oben, der Unterhaltungselektronikhersteller ersetzt den Vorstandschef Henrik Clausen durch den ehemaligen Blackberry-Manager Kristian Tear. Der Kapitalmarkttag von Wirecard sorgte für etwas Verwirrung unter den Anlegern, der Zahlungsdienstleister hatte die mittelfristigen Ziele für Umsatz und Gewinn in die Höhe geschraubt, allerdings rechnet das Unternehmen jetzt mit einer niedrigeren Gewinnmarge, dadurch notierte die Aktie zum Handelsschluss um 4,6% tiefer als noch am Montag. Infineon stellte die Investoren bei einer Telefonkonferenz zur Autosparte auf eine rückläufige Produktion in diesem Sektor ein, dadurch musste der Chipspezialist einen Abschlag von 3,5% hinnehmen. In Helsinki reichte es bei Fortum immerhin für ein knappes Plus von 0,1%, der finnische Versorger hatte seinen Anteil am deutschen Konkurrenten Uniper deutlich auf mehr als 70 Prozent erhöht, schloss aber ein Herauskaufen der restlichen Aktionäre innerhalb der nächsten zwei Jahre aus, auf Grund dieser Meldung rutschte das deutsche Unternehmen 8,5% ab.

Gleichfalls mit leichten Abgaben endete der Markt in Wien, der ATX ging nach einem ruhigen Handel mit einem Minus von 0,5% in den Feierabend, konnte sich aber gegen Ende von den zwischenzeitlich deutlich stärkeren Abgaben erholen. Nachrichten zu den einzelnen Unternehmen waren an der heimischen Börse wieder einmal Mangelware. Weiter unter Druck steht die Addiko Bank , nach dem satten Minus des Vortages gab es gestern einen weiteren Abschlag von 5,4%, hier wirkte noch immer die Meldung nach, dass die Aufsichtsbehörden ein höheres Kapitalpolster fordern, zusätzlich beunruhigte ein Höchstgerichtsurteil über Fremdwährungskredite in Kroatien die Investoren, da das Finanzinstitut dadurch betroffen sein könnte. Auch die großen österreichischen Banken hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die Erste Bank musste 1,9% abgeben, die Bawag verbilligte sich um 0,6%, lediglich die Raiffeisen konnte sich der allgemeinen Stimmung etwas entziehen und verbesserte sich um 0,5%. Palfinger musste dem Vortagsgewinn Tribut zollen und einen Rückschlag von 2,3% hinnehmen, ebenfalls wenig beliebt bei den Anlegern war Zumtobel , für den Leuchtenhersteller ging es um 2,8% nach Süden. Sehr gesucht war hingegen Porr , der Baukonzern trotzte dem schwachen europäischen Sektorumfeld und konnte einen stolzen Aufschlag von 2,7% vermelden, das zweite Bauunternehmen, Strabag , beendete den Handel mit einer unveränderten Notierung. Auch Mayr-Melnhof rangierte in der Gunst der Anleger weit oben und konnte 2,2% zulegen. Die AMAG erholte sich von den Abgaben des Vortages und verbesserte sich um 1,7%, zu den weiteren deutlichen Gewinnern zählten auch Semperit mit einem Plus von 1,6% und Marinomed, das um 1,5% vorrücken konnte.

Die Verschärfung des Tons zwischen den USA und China bekamen die Märkte in den USA gestern zu spüren, die drei großen Indices schlossen allesamt mit Abgaben. Für den Dow Jones gab es ein Minus von 1,2%, der marktbreite S&P 500 ging 1,6% nach unten, der Nasdaq 100 verzeichnete einen Abschlag in gleichem Ausmaß. Die USA hatten in der Nacht zum Dienstag wegen der "brutalen Unterdrückung" der muslimischen Minderheit der Uiguren 28 chinesische Regierungs- und Handelsorganisationen auf eine schwarze Liste gesetzt, darunter auch einige Technologiekonzerne, für diese soll die Belieferung mit US-Produkten eingeschränkt werden. Die chinesische Führung kritisierte die Entscheidung der USA scharf und kündigte entschlossenen Widerstand an. Besonders deutlich litten die Technologiefirmen und Halbleiterhersteller unter dieser Eskalation, Cisco , Intel Qualcomm, Nvidia und Micron Technologies mussten mit deutlichen Rückgängen schliessen und belegten die hinteren Plätze in den jeweiligen Indices. Boeing konnte trotz negativer Nachrichten den Kursverlust einschränken und schloss lediglich 0,5% schwächer, die Flugzeugauslieferungen waren in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich eingebrochen, zudem gab die Pilotengewerkschaft der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines bekannt, wegen zahlreichen Flugstreichungen und daraus resultierender Einnahmeverluste für ihre Mitglieder Klage gegen den Konzern eingereicht zu haben. Das Analysehaus Jefferies strich die Kaufempfehlung für Oracle, der Softwarekonzern verlor daraufhin 1,4%.

Wenig Bewegung gab es bei den Ölpreisen, sowohl Brent als auch WTI schlossen mit einem kleinen Minus von 0,2%. Gold zeigte sich in der zweiten Tageshälfte leicht verbessert und erreichte gegen Ende des Handels einen etwas höheren Kurs von rund 1.505 US-Dollar. Der Euro musste hingegen im Tagesverlauf gegen den US-Dollar nachgeben, das Währungspaar lag gegen Abend bei einem Kurs von rund 1,096.

Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Mittwoch etwas freundlicher indiziert. Die Börsen in Asien beenden die Wochenmitte mit roten Vorzeichen. Auf der Unternehmensseite erwarten wir das Trading Update Q3 2019 der OMV (siehe unten). Makroseitig stehen heute in Europa keine relevanten Wirtschaftszahlen zur Veröffentlichung an. In den USA erwarten wir MBA Hypothekenanträge sowie den Großhandelsumsatz für August 2019.

OMV

Das heimische Öl- und Gasunternehmen OMV veröffentlichte heute sein Trading Update für das Q3/19. Im Upstream konnte die Gesamtproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 18% auf 480 kboe/d gesteigert werden, ließ dennoch im Quartalsvergleich leicht nach (-2%).Die Gesamtverkaufsmenge konnte damit einhergehend auch im Jahresvergleich um 22% gesteigert werden und ging im Vergleich zum Q2/19 um 3% zurück auf 42,8 Mio. boe. Nach einem positiven einmaligen Nachholeffekt in Q2/19 normalisierte sich die Verkaufsmenge aus Libyen in Q3/19. Während der durchschnittlich realisierte Rohölpreis im Vergleich zum Q2/19 um 10% auf $59,0/bbl zurückging, ließ der durchschnittlich realisierte Gaspreis um 12% auf €10,7/MWh nach.Im Downstream stiegen sowohl die Retail als auch die Commercial Margen wieder deutlich an. Während die OMV Referenz-Raffineriemarge deutlich um 72% auf $5,46/bbl zulegte, stieg die OMV Petrom Referenz–Raffineriemarge um 68% auf $6,46/bbl. Der Auslastungsgrad blieb auf einem unverändert hohen Niveau.  Die Ethylen/Propylen Netto-Marge musste hingegen im Vergleich zum Vorquartal einen leichten Rückgang um 7% auf €441/t verkraften. Während die Gesamtverkaufsmenge an Raffinerieprodukten um 4% auf 5,6 Mio. t gesteigert werden konnte, legte die Erdgas-Verkaufsmenge um 2% auf 27,17 TWh zu.

 



(09.10.2019)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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