Dow Jones verliert 800 Punkte: Der Crash, die Dividende und das Gespenst von 1987 (Christian W. Röhl)

Da verliert der Dow Jones mal 800 Punkte an einem Tag und notiert nun gut 5% unter seinem erst letzte Woche markierten Allzeithoch – und schon rufen Medien und Analysten den Crash aus. Aber gut: Der Wettlauf um Reichweite und Klicks ist hart, da kommt ein bisschen Drama ganz gelegen.

Crash-Test für die eigene Risikotragfähigkeit

Doch auch für den gemeinen Privatanleger sind solche Phasen hilfreich. Wer letzte Nacht schon schlecht geschlafen hat und heute alle zehn Minuten die Aktienkurse checkt, sollte sich eingestehen: Aktienquote zu dick und Nervenkostüm zu dünn. Das ist nicht schlimm, schreit aber nach einer Anpassung der eigenen Investment-Strategie. Denn egal, was mathematisch-empirisch bzw. nach Kommer, Lynch, Otte oder Onkel Herbert „optimal“ ist – man sollte sich schon wohlfühlen mit dem, was man so im Depot hat.

„Mean Reversion“ spricht für weiteren Rückgang

Zumal das, was gestern an der Wall Street passiert ist, vielleicht bloß die Ouvertüre einer veritablen Korrektur war. Bei Börsenschluss lag der Dow Jones noch 450 Punkte über seinem 200 Tage-Durchschnitt. Der übergeordnete Trend ist also – anders als beim DAX – noch intakt. Und selbst weitere 5% Minus wären noch kein großes Ding, denn nachdem der Index so lange so weit über seinem Durchschnitt lag, darf er sich nach dem „Mean Reversion“-Prinzip auch mal darunter aufhalten.

Dow Crash Gleitender Durchschnitt

Das Crash-Gespenst von 1987

Vielleicht kommt’s ja ähnlich wie 1987? Damals hatte „der Dow“ am 25. August auch einen neuen Rekord erklommen, von dort aus binnen weniger Tage knapp 10% verloren, danach eine kurze Erholung gestartet – nur um dann von Anfang bis Mitte Oktober um im Tief 40% abzustürzen. Allein am 19. Oktober 1987, dem legendären „Schwarzen Montag“, büßte der Index 22,6% ein: Bis heute der größte Tagesverlust in der Historie der Wall Street.

Dow Crash 1987

Auch damals waren übrigens steigende Zinsen der Auslöser für den Crash. Doch ob Geschichte sich wiederholt, möge jeder selbst im Kaffeesatz seines Vertrauens nachlesen. In einigen Wochen kann die Finanzpornographie dann wieder neue Helden küren: Wenn’s wirklich kracht, werden die Crash-Propheten auf’s Schild gehoben – weil sie ja schon frühzeitig (2013, 2014, 2015, 2016 und 2017) vor dem Debakel gewarnt hatten. Und falls sich doch alles in Wohlgefallen auflöst, dürfen sich die Super-Bullen und Nachkauf-Helden feiern lassen, die jetzt schon ihre Cash-Reserven in den Markt donnern.

Auch in solchen Phasen wird Geld verdient

Doch wer nicht Marktschreier ist, sondern vom eigenen Vermögen lebt, kann mit dieser „Tod oder Weltmeister“-Attitüde wenig anfangen. Ich mache deshalb einfach nix. Außer Sparpläne durchhalten, ein bisschen die Watchlist pflegen und mich freuen, dass ich auch heute wieder Geld verdient habe, und zwar ganz unabhängig von den Launen der Börse: Im elektronischen Bank-Postfach blinkte eben ein Zahlungseingang auf – die jüngste Quartalsdividende von Altria ist da. Da fällt das „Cool bleiben“ umso leichter…

Altria Dividende Screenshot

Sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr für Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit. Der Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Autor haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden. Chartquelle: Bloomberg.

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(11.10.2018)

Crash, (© photaq/Martina Draper)


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Christian W. Röhl
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Nach der aus unserem Manager Magazin-Bestseller bekannten Methodik des „Magischen Vierecks“ analysieren wir fortlaufend die Ausschüttungsqualität von mehr als 2.500 deutschen und internationalen Börsenfirmen – für institutionelle Kunden, vor allem aber für unser eigenes Vermögen.
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