Conda-Event: Süss, auf Augenhöhe, aber Chance/Risiko ist das Problem (Günter Luntsch)

Aus dem Börsenbrief im Sinne des Börse Social Network Club. http://www.boerse-social.com/gabb 

Crowdinvesting: interesting, but ... Nachdem ich vorgestern auf der Kapitalmarktveranstaltung davor gewarnt wurde, dass Aktien zu riskant für die Mittelschicht sind, sah ich mir gestern lieber eine Crowdinvesting-Veranstaltung an, da gibt es wenigstens 4,5% Zinsen auf nachrangige Darlehen. Die Anlegerszene ist wirklich überschaubar, man sieht fast überall die gleichen Leute, man kann wirklich von familiärer Atmosphäre sprechen. Die Stimmung war wie bei allen CONDA-Veranstaltungen angenehm, wir wurden über das Risiko aufgeklärt, auch die Plattform ist nicht glücklich damit, dass von 93 begleiteten Investments 7 insolvent geworden seien, und auch von den anderen seien noch nicht alle aus dem Gröbsten heraus. Aber das Risiko muss jeder potentielle Kapitalgeber selbst einschätzen. Man muss vom Geschäftsmodell überzeugt sein, von den Fähigkeiten der handelnden Personen, und man muss diesen auch vertrauen. "Vertrauen" ist in der Wirtschaft ein unbezahlbarer Wert, er kann zu leicht zerstört werden, und ohne Vertrauen kann sich eine Firma kaum finanzieren, irgend jemand muss an die Firma glauben. So wurde nach der Podiumsdiskussion auch die Fragerunde sehr gut genutzt, und die Besucher wollten dann noch bei Brötchen und Bier oder Wein ALLES von den kapitalwerbenden Firmenchefs wissen. Von der persönlichen Geschichte über die Geschäftsidee und die Kundenkontakte bis hin zur Konkurrenzsituation. Diesen Fragen muss man sich stellen, wenn man Investorengelder mobilisieren will, und seien sie noch so gering.

Es stellten sich vier Firmen vor, gute Mischung: Ein Tiroler Familienhotel, das sinnvolle Freizeitbeschäftigungen für ganze Familien anbieten will, das ganze bei familienfreundlicher Preisgestaltung. Also wenn sie diese Preise halten können, werden ihnen wohl die Türen eingerannt, sobald sich das herumspricht. Ein Dienstleister für die Konvertierung von Kryptowährungen, Transaktionsspesen ab 1,5%, also auch konkurrenzlos, man spekuliert hier nicht mit Kryptowährungen, man verdient am Umtausch der Kryptowährungen. Ein Drucker von Leiterbahnen (oder so ähnlich) auf alle mögliche Materialien, was die Endprodukte kleiner und leichter mache, sehr souverän und zuversichtlich, am Ende hatte man den Eindruck, dass sie das Geld gar nicht wirklich brauchen, so gut geht es ihnen schon. Ein Altreifenverwerter, der den Gummi zu 100% recycelt, zu 50% wird Öl (ähnlich dem Heizöl) daraus, das in Zementwerken oder bei der Fernwärmeerzeugung eingesetzt werden könne, zu 40% wird fester Kohlenstoff draus, der auch verheizt werden könne, und zu 10% wird Gas daraus, das man großteils eh für den Betrieb der Anlage brauche, das Gummigranulat müsse auf 500 Grad erhitzt werden, um es in seine Bestandteile zu trennen. Warum man jetzt nicht die Autoreifen direkt verbrennt, wenn man drei Brennstoffe daraus erzeugt, wurde in der kurzen Zeit nicht ganz geklärt, möglicherweise liegt das an der besseren Umweltverträglichkeit, wenn man die drei Stoffe getrennt verheizt, und auch der Wert der Endstoffe sei das Zehnfache vom Wert des "Rohstoffs" Altgummi, den man einsetzt.

Interessanterweise gab ein erklecklicher Teil des Publikums (ein Viertel?) an, schon Erfahrung mit Kryptowährungen zu haben, dennoch gab es zum Kryptowährungsprojekt meinem Gefühl nach die wenigsten Fragen. Die Fragen teilten sich fast gleichmäßig vor allem auf die anderen drei Projekte auf. Das Hotelprojekt und das Altreifenprojekt stellten uns in Zusammenarbeit mit Conda gestaltete Folder zur Verfügung, so etwas ist immer gut, daheim schaut man sich sowas ein zweites Mal an, und wenn man weitere Fragen hat, findet man die nötigen Kontaktdaten in den Foldern. Daneben konnte man sich mit einigen interessanten Visitenkarten eindecken. Der Hauptreibach so einer Veranstaltung: soviel an gutem Networking gelingt selten irgendwo sonst. Hier kommunizieren Kapitalwerber, Plattformbetreiber und Kapitalgeber noch auf der gleichen Ebene, es ergeben sich sehr interessante Gespräche, durchaus auch solche, die mit dem eigentlichen Investment nur wenig zu tun haben. Ich könnte soviel Interessantes von den drei Stunden gestern berichten, aber noch ist Crowdinvesting ein Minderheitenprogramm, und ich möchte die Vollblutaktionäre als Leser dieser Publikation nicht mit mittel- und langfristigen Nachrangdarlehen zu 4,5% plus Bonuszinsen langweilen, etwaige Interessenten werden auf der Homepage des Plattformbetreibers bestimmt fündig. Interessant war die Location, also dieses Sofitel von innen sieht durch diese vielen StartUps (die mit Conda und den vorgestellten StartUps jetzt nichts zu tun haben müssen; schon alleine vom Alter her sind die Herren Kapitalwerber nicht mit der Nachwuchsgeneration vergleichbar, die eventuell teils ohne langjährige Erfahrung ins kalte Wasser der Unternehmensgründung springt) jetzt aus, wie man sich das Silicon Valley vorstellt: die jungen kreativen Leute dürfen Wände, Fussböden und Glastüren in allen Farben bemalen, wie sie sich die Welt von morgen vorstellen. Süssvor allem die vielen bunten Einhörner. Die spürbaren Vibrationen kommen glücklicherweise nur von der unter dem Gebäude verkehrenden U1.

Bilder dazu gibt es HIER.

 



(13.04.2018)

Conda-Veranstaltung


Aus Gummi wird Kohle, Öl und Gas


Space 15, Veranstaltungsraum Sofitel


Hippe Unternehmen können stundenweise den Hotelraum mieten. Verkehrsgünstige Lage jedenfalls.


Runplugged


Space 15 im Sofitel


Unternehmenspräsentationen und Podiumsdiskussion


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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