Das Portfoliomanagement in der Praxis (trading-treff.de, Christoph Scherbaum)

Die Reise geht weiter, willkommen auf der zweiten Etappe. Zuerst zeige ich die Verteilung meines Portfolios auf die einzelnen Anlageklassen. Im Anschluss richten wir den Blick auf den Aktienbestandteil des Portfolios und die Gewinn und Verlust Verteilung. Daraufhin lasse ich den Fokus  auf das Risiko schwenken und Schlussendlich zeige ich die Gewinnsicherung im Portfolio. Es geht wie Sie sehen um das Portfoliomanagement in der Praxis.

Das Portfoliomanagement in der Praxis

Das Portfolio besteht aus insgesamt 44 Positionen, ex Cash Bestand. Die Positionen gliedern sich wie folgt auf:

Equity Beta

Aktien 31
ETF´s 3
Zertifikate 2

Fixed Income

Anleihen 8

Die Prozentuale Verteilung auf die verschiedenen Anlageklassen ist wie folgt:

Equity Beta 40,93%

Aktien 21,83% durchschnittliche Einzelpositionsgröße 0,70%
ETF´s 4,80%   1,60%
Zertifikate 14,30%   7,15% (eigene)

Fixed Income & Cash 59,28%

Anleihen 48,68% durchschnittliche Einzelpositionsgröße 6,08%
Cash 10,60%    
Der Aktienbestandteil im Fokus

Der Kern des Aktienbestandteils liegt auf vier Branchen.

  1. Robotik / Drohnen (ABB, iRobot, Samsung und Lockheed)
  2. Industrie 4.0 (Autodesk, Dassault, General Electric , Protolabs, Siemens , Stratasys und Rockwell Automation)
  3. Transportation (Baidu , BYD, Panasonic, Tencent und Tesla )
  4. Tech (Alphabet , Amazon , Facebook , Microsoft und Netflix )

Neben den vier Core Bereichen sind noch die Branchen Agrar, Real Estate & Infrastructure und Elektronik enthalten.

Von den 31 Aktienpositionen sind 23 im Gewinn. Dabei liegt der Prozentuale Gewinn je Position zwischen 0,5% im Minimum und 223% im Maximum.

Aktien Gewinner

Positionsanzahl 23
Durchschnittlicher Gewinn % 54,36
Durchschnittlicher Gewinn Gewichtet % 56,14
Durchschnittliche Positionsgröße % 0,81

Die 8 Verlustpositionen liegen zwischen -0,54% und -98% im Verlust. Dabei ist zu beachten, dass hier drei Positionen den Blick verzerren.

Bei den Aktien von Billabong und Marenave, waren die Positionsgrößen selbst die Risikobegrenzung. Die Anfangsgröße belief sich bei Billabong (-98%) auf 0,29% bei Marenave (-46%) auf 0,247% des gesamt Portfolios. Die Aktie von Stratasys ist ein minimaler Restbestand, der als Erinnerung an einen heißen Ritt im 3D Druck Sektor verblieben ist. Die Positionsgröße von Stratasys beträgt 0,0065%.

Aktien Verlierer

Positionsanzahl 8
Durchschnittlicher Verlust % 59,22
Durchschnittlicher Verlust Gewichtet % 5,31
Durchschnittliche Positionsgröße % 0,41
Fokus auf das Risiko

Mein Hauptfokus liegt immer auf dem eingegangenen Risiko. Zum einen steuere ich das Risiko passiv durch die Positionsgröße, wie z.B. bei Marenave und Billabong, zum anderen begrenze ich das Risiko aktiv. Das tue ich mit Hilfe von Soft Stopps. Wenn die jeweilige Aktie einen bestimmten Wert unterschreitet oder gegenüber der Peer Group eine starke Underperformance aufweist, wird sie abgestoßen. Durch den Soft Stopp werden die Aktien von Adecoagro (-12%) und General Electric (-10,58%) das Portfolio, höchstwahrscheinlich noch diesen Monat, verlassen müssen.

Im Gegensatz zu Adecoagro und GE, haben die Aktien von Baidu, BYD und Renewables Infrastructure noch Zeit und Platz sich zu entwickeln.

Diese Steuerung wende ich nicht nur bei den Aktien an, sondern auch bei den Anleihen. Da ich mit Anleihen Währungsspekulationen betreibe, ist es auch hier unbedingt nötig zu wissen, ab welchem Punkt die Position nicht mehr sinnvoll ist.

Wie oben in den Tabellen zu sehen ist, ist der durchschnittliche Verlust gewichtet pro Position wesentlich geringer, als der durchschnittliche Gewinn gewichtet. Die Verlustpositionen haben, ex die oben genannten Extreme, im Schnitt einen Verlust in Höhe von 5%. Die Gewinner Positionen dagegen weisen im Schnitt einen Gewinn in Höhe von 56% auf.

So kommen wir nun auch zur letzten Teiletappe, der Gewinnsicherung.

Die Gewinnsicherung

In den Jahren seit 2011 kam man gewöhnlich nicht um Gewinne im Depot herum, doch wie geht man damit um. Auf den Positionen stur sitzen bleiben oder doch lieber einen aktiven Ansatz wählen?

Das Problem beim sturen festhalten an den Positionen ist, dass der Gewinn auch schnell wieder verschwinden kann, man erinnere sich nur an die letzte Finanzkrise. Deshalb bevorzuge ich ein aktives Positionsmanagement. Ein aktives Positionsmanagement ist für mich, wenn ich immer wieder Gewinne aus den einzelnen Positionen herausnehme, so dass die Größe immer dem Anfangskaufwert gleicht. Steigt eine Position von 100% auf 110% gleiche ich diese so an, dass sie wieder den Anfangswert von 100% hat. Umgekehrt, kaufe ich jedoch keine Verlustpositionen nach, denn das lohnt sich nicht.

Auf diese weise akkumuliert das Portfolio immer weiter den Gewinn als Cashbestand, den man dann entweder in sehr kurzlaufende Anleihen parken kann oder aber man nimmt den Gewinn vom Depot herunter und investiert diesen fern der Börse. Dabei muss sich das gesamt Depot auch im Plus befinden, es geht nicht an, wenn das Portfolio in den Nassen ist und man dann den gesicherten Gewinn einer Position vom Verrechnungskonto des Depots abhebt.

Der Vorteil dieser Cash Generierung ist, dass man, sollte es zu einem Börsenabsturz kommen, ohne weiteres agieren kann. So kann man sogar die Volatilität schätzen lernen. Wer jedoch die Gewinne in den Positionen bis zum Sankt Nimmerleinstag halten will, hat dagegen das Problem, dass er, im Falle einer Krise, eher verängstig bis hin zu panisch auf das eigene Portfolio schaut. In einer solchen emotionalen Lage ist es schwer die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Ein Beispiel Anhand eines wikifolio Musterdepots

Wie sich eine solche Portfolioaufstellung und Gewinnsicherungsstrategie auswirkt können Sie hier sehen.Dort wird das wikifolio Musterdepot ANT1 FRAG – HPS worldwide dem Dow Jones Industrial Average Index und dem S&P500 Index entgegengestellt. Was einem auffällt ist die wesentlich geringere Schwankungsbreite des Musterdepots gegenüber den Indizes. Das schont die Nerven und man kann jederzeit agieren.

Ich hoffe der Zweiteiler hat Ihnen gefallen und eine Hilfe beim zukünftigen Investieren. Sollten Sie den ersten Teil verpasst haben, den finden Sie hier.

Weiterhin wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen unserer Seite und ein erfolgreiches Investieren. In unserer Akademie können Sie weitere Grundüberlegungen zum Thema Trading und Investieren finden.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr ORBP


Dieser Beitrag von ORBP wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.

ORBP ist ein Spezialist im Währungshandel, exotischen Wertpapieren und Konjunkturanalysen. Das große Bild ist hierbei maßgeblich und wird objektiv unter die Lupe genommen. Verfolgen Sie ORBP erhalten Sie einen neuen Blick auf die Zusammenhänge der Weltmärkte.

 



(30.05.2017)

Online, surfen, Computer, Mac, Laptop (Bild: Pixabay/JaneMarySnyder https://pixabay.com/de/hände-laptop-computer-eingabe-2069206/ )


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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