Scale: Alter Wein in neuen Schläuchen? (Christoph Scherbaum)

Am 1. März wurde mit großem Tamtam das neue Börsensegment Scale an der Frankfurter Börse eröffnet. Es richtet sich an etablierte kleine und mittlere Unternehmen sowie junge Unternehmen, die Kapital für Wachstum suchen. Es ersetzt dabei den bisherigen Entry Standard. Insofern scheint es quasi alter Wein in neuen Schläuchen zu sein.

Aber die Voraussetzungen für das neue Börsensegment sind dann doch einen Blick wert. Denn: Um in das neue Segment aufgenommen zu werden, sind unter anderem Mindestgrößen hinsichtlich definierter Unternehmenskennzahlen zu erfüllen sowie die Zusammenarbeit mit einem der aktuell 34 Deutsche Börse Capital Market Partner vorzuweisen, der die Eignung für das Segment prüft und die Unternehmen auch nach dem Börsengang betreut. Ebenfalls verpflichtend sind die von der Deutschen Börse beauftragten und bezahlten Research-Reports, die von Edison Investment Research und Morningstar erstellt werden. Scale ersetzt damit den Entry Standard für Aktien und Unternehmensanleihen.

Zum Start hat Scale 46 Aktien und Unternehmensanleihen im Programm. Weitere Emittenten haben die Aufnahme bereits beantragt und werden folgen. Spannend wird es aber erst, wenn es um das Thema Neuemission geht, denn sonst kocht Scale im altbekannten eigenen Saft. Dazu passt der hehre Anspruch der Börse: „Ziel der Deutschen Börse ist es, ein funktionierendes Ökosystem für Wachstum in Deutschland und Europa zu etablieren, das Unternehmen in allen Wachstumsphasen bis hin zur Notierung an der Börse begleitet und damit auch mehr Börsengänge hervorbringt.“ Hört, hört, möchte man sagen. Knapp 20 Jahre nach dem Start des Neuen Marktes eine solche Zielsetzung zu formulieren klingt nach Wiederauflage von einem gescheiterten Modell.

Aber: Es sind andere Zeiten als 1997. Die Stimmung ist deutlich Aktien-skeptischer, wenn auch die Niedrigzinsphase die Skepsis eigentlich reduzieren sollte. Insofern könnte Scale also tatsächlich etwas positives bewirken, ohne gleich einen Hype loszutreten. Wichtig wird einfach sein, Enttäuschungen zu vermeiden. Das Debakel mit den Mittelstandsanleihen wirkt noch nach.

Grundsätzlich drücken wir Scale also die Daumen, denn jede Maßnahme, die zu einer Förderung der Aktienkultur im Land führt, ist begrüßenswert. Ein Erfolg des neuen Segments wäre für alle Anleger wünschenswert, die verstanden haben, dass der langfristige Vermögensaufbau nur mit dem Bestandteil Aktien funktioniert.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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Bildquelle: dieboersenblogger.de



(03.03.2017)

Wein, Weisswein, (© Dirk Herrmann)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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