Fabergé und die russische Goldschmiedekunst (Monika Rosen)

Außerbörsliches

Man verbindet den Namen Fabergé mit der untergegangenen Epoche des russischen Zarenreichs und mit seinen unermesslichen Schätzen. Es war das Zeitalter der europäischen Imperien, das mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges ein für allemal beendet wurde. Die Oktoberrevolution brachte die Produktion von Luxusgütern in Russland völlig zum Erliegen, bedeutete sie doch auch das Ende jenes sozialen Zusammenhangs, in dem der zaristische Hof seine maximale Pracht entfaltet hatte. Aber wer war eigentlich Peter Carl Fabergé, und worauf begründete sich sein legendärer Ruf?

Fabergé wurde in Russland in eine aus Frankreich stammende Hugenotten-Familie hineingeboren. 1870 übernahm er das vergleichsweise bescheidene Juweliergeschäft seines Vaters in St. Petersburg und machte sich daran, es in ein Unternehmen von Weltgeltung auszubauen. Er gewann die Gunst des Zaren, aber auch anderer Königshäuser in Europa. Fabergé's eigentlicher Geniestreich lag aber darin, auf kreatives Design und Emaillierkunst zu setzen, anstatt nur auf üppige Goldfassungen und schwere Steine, wie es unter den russischen Goldschmieden seiner Zeit üblich war. Seine Werke sind eindeutig russisch, aber auch eindeutig "Fabergé". Zum Erfolg des Meisters trug wohl auch der hohe Grad an Freiheit bei, den der Zarenhof ihm einräumte. Als der Zar bei ihm das erste Osterei als Überraschung für die Zarina bestellte, gab es für Fabergé keinerlei Einschränkungen, weder künstlerischer noch finanzieller Natur!

Diese Schmuck-Eier legten auch den Grundstein für den eigentlichen Weltruf des Hauses Fabergé. Das erste Ei wurde 1885 bei ihm in Auftrag gegeben, und der Zar war von dem Ergebnis so begeistert, dass er ab da jedes Jahr zu Ostern ein Ei bestellte. Sein Sohn Nikolaus II, der letzte Romanov auf dem Thron, führte die Tradition bis 1917, also bis ins Jahr der Oktoberrevolution, fort.

Als Symbole der Schöpfung und des Lebens waren Eier seit jeher in der christlichen Kirche ein beliebtes Ostergeschenk, und zwar sowohl im Westen, als auch im orthodoxen Osten. Auch die Sitte, sie zu färben, ist alt. Im 18. Jahrhundert begann man, Eier aus Glas oder Porzellan, später dann auch aus Gold und Juwelen herzustellen. Diese Tradition setzte Fabergé fort, und er entwickelte sie weiter, denn die späteren Fabergé-Eier enthalten alle eine Überraschung, sei es ein kleiner Singvogel oder eine Nachbildung der transsibirischen Eisenbahn. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die Fabergé-Eier so gut wie nie religiöse Inhalte zeigten, sondern sich vielmehr auf damals aktuellen Themen bezogen, wie eben das Thronjubiläum des Romanovs, oder den Bau der Transsib.
Auf der Höhe seines Erfolges unterhielt Fabergé Niederlassungen in Moskau, Odessa, Kiew und London, mit insgesamt mehr als 700 Mitarbeitern, davon allein 500 am Stammsitz in Sankt Petersburg. Die Oktoberrevolution zwang das glanzvolle Haus Fabergé dann aber in die Knie, der Meister selbst floh in den Westen. Er starb 1920 in Lausanne und wurde mit seiner Frau in Cannes beigesetzt.

Die Geschichte der Fabergé-Eier im 20. Jahrhundert ist eine Geschichte der politischen Ereignisse in Russland. So nahm die Zaren-Mutter das letzte Ei, das ihr geschenkt worden war, mit auf ihre Flucht nach Dänemark. Solche Geschichten tragen naturgemäss viel zur Legendenbildung bei und machen die Schmuck-Eier zu beliebten Sammlerstücken. Einer der bedeutendsten Sammler von Fabergé-Eiern war der US-Milliardär Malcolm Forbes, dessen Erben die Sammlung, inkl. der 9 Ostereier, 2004 für rund 100 Mio Dollar an einen russischen Geschäftsmann verkauft haben.

Einer der Söhne von Malcolm Forbes kommentierte den Verkauf der Fabergé-Eier so: „Wir hatten sie viel länger als die ursprünglichen Besitzer, und wir trennen uns von ihnen unter wesentlich weniger schmerzlichen Bedingungen“.

zitiert nach Gerard Hill, Fabergé-Experte bei Sotheby's

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(26.03.2015)

Faberge, Fabergé Ei, Osterei - http://www.shutterstock.com/de/pic-89056492/stock-photo-decorative-ceramic-easter-egg-for-jewellery-faberge-egg-against-white-background.html, (© www.shutterstock.com)


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Monika Rosen

Chefanalystin , Bank Austria Private Banking

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