Es kann dazu kommen, dass wir an den Märkten von den FAANGs ein wenig ablassen werden (Wolfgang Matejka)

Während wir an den Kapitalmärkten immer wieder der Versuchung erliegen, die kurzfristigen politischen Sager von Hier oder Da für die großen Schwankungen verantwortlich zu machen findet im Hintergrund, durchaus auch durch die Politik, ein weit schwerer Kampf um globale Wirtschaftsdominanz derzeit statt. Es sind die Technologieströme, daher die Datenströme und die nachgelagerten Währungs- und somit am Ende auch Kapitaleffekte die gerade wieder heftig adressiert werden.

Europa und China haben sich in Konsequenz auf die zuletzt angedrohten Zollhemmnisse durch die USA auf eine Konfrontation eingestellt, die insbesondere die bestehende technologische Dominanz der USA adressiert. Es geht darum Google und Co zu zähmen bevor es sowieso keiner mehr kann. Da passt neben der Bemerkung der Wettbewerbskommissarin der EU, bezüglich Google bestehe ein schwerwiegender Verdacht auf Fehlverhalten, genauso dazu, endlich über Steuern auf Amazon und Co laut nachdenken zu wollen. Das trifft Big Apple ziemlich hart, denn dort haben die großen Technologiefirmen bereits das Ruder ziemlich in der Hand und erwarten sich demnächst den Globus in der Tasche zu wissen. Aber der Rest der Welt will sich noch wehren, oder zumindest glaubt dies noch.

Wie weit diese Dominanz bereits läuft, erkennt man nicht erst seit dem Eingeständnis von Facebook persönliche Daten, und sei es nur indirekt, weitergeleitet zu haben. Bereits vor über einem Jahr, nach dem Wahlsieg Donald Trumps, wurden die Methoden von Cambridge Analytics publik. Ebenso direkt nach Brexit. Halb Europa war deswegen wegen der Wahlen in Frankreich, Holland und Deutschland in Aufruhr. Dass gerade jetzt der Facebook-Skandal aufpoppt mag daher mehr Taktik als Überraschungsmoment sein. Was solche Themen aufdecken und was alarmiert, ist die Dominanz dieser Unternehmen in unser aller Leben. Die Veränderung der Konsumgewohnheiten ist für die Meisten bereits ein akzeptierter  Effekt, aber die Konsumprozesse selbst sind es, die die Politik alarmieren. Es geht darum, Wirtschaftsprozesse zu schützen oder zumindest deren Veränderung noch zu begleiten.

Dass man bei Facebook bis zu 183 Apps mit seinen persönlichen Daten versorgt, gehört dazu. Dass Amazon unsere Konsumgewohnheiten analysiert, merkt bald der letzte Pensionist. Dass diese Konsumgewohnheiten aber bezüglich der angebotenen Produkte bereits in den Herstellungsprozess eingreifen, wird ein immer mehr sichtbarer Effekt, insbesondere wenn es um „Big Brands“ geht. Ein immer höherer Anteil an billigeren Eigenprodukten oder Alternativprodukten gräbt den großen Marken den Platz ab. Die von Suchmaschinen oder Einkaufsplattformen vorgeschlagenen Waren diktieren immer mehr das selektierte Geschäft. Wer da nicht überlegene Produktpräsenz hat, verliert. Genauso wie Google der Vorwurf manipulierter bzw. tendenziöser Suchergebnisse erreicht,  wird vielen Unternehmen, die sich in die Arme Amazons geflüchtet hatten und jetzt unter dem Kosten- und Margendruck ebendieser zerbrechen, der langsame Erstickungstod zuteil. Kennen wir beispielsweise von den Geflügelfarmen, die Lidl und Hofer nicht effizient genug sind. Die beiden sind zwar groß, aber nicht global, der Effekt ist aber gleich.

Die Politik reagiert mit „Untersuchungen“, „Nachversteuerungen“, Datenschutzverordnungen oder der Ankündigung neuer Steuern auf Umsätze etc. Das bringt die fünf Technologie-Giganten Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google (die FAANGs) durchaus ins Wanken, weil durch solche Maßnahmen auch die Transparenz hinter dem ganzen Generalmodell steigt. Die Kunden müssen mehr eingebunden werden, sie werden am Ende dafür ja auch mehr bezahlen dürfen und die Politik ist wieder wichtig. Es kann daher dazu kommen, dass wir an den Märkten von den FAANGs ein wenig ablassen werden, oder werden müssen weil die regulatorischen Bemühungen in deren Geschäftsmodelle stärker eingreifen zu wollen auf dem Weg sind. So wie vor rund 100 Jahren die Ölmonopole aufgeteilt wurden, die Telefongesellschaften ähnliche Prozesse erlebten, oder Banken die Schmerzen rapider Restrukturierung erfuhren, so stehen die großen Technologieunternehmen aktuell in ähnlicher Position. Es wird daher wichtig und essentiell für uns Börsianer(innen) sein, sich auf Anzeichen der Veränderungen dieser Position zu konzentrieren um danach rechtzeitig zu reagieren um an der Börse den effizienten Weg neben, oder auch mit, diesen Giganten des Daten-Konsums zu gehen.



(27.03.2018)

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Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

>> http://wolfgang-matejka.com


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