DividendenAdel Schweiz 2018: Die defensive Dreifaltigkeit ist nicht alles (Christian W. Röhl)

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Die Schweiz steht weltweit für Sicherheit, Stabilität und Zuverlässigkeit. Das wissen auch Dividendenjäger zu schätzen. Gemeinsam mit dem Nahrungsmittel-Multi Nestlé sind die beiden Pillendreher Roche und Novartis so etwas wie das Schweizer Taschenmesser für einkommensorientierte Investoren: Unverzichtbares Basis-Inventar eines defensiven Langfrist-Depots. Kein Wunder also, dass das Trio alle DividendenAdel-Kriterien erfüllt. Allerdings findet sich die eidgenössische Dividenden-Dreifaltigkeit auch 2018 etwas weiter unten in der Auswahlliste. Denn die wird schließlich nach der Dividenden-Dynamik sortiert – und die liegt bei allen drei Werten lediglich im Bereich von 3% p.a.

Flughafen Zürich am oberen Limit

Der Flughafen Zürich hingegen, schon im Vorjahr an der Spitze, lockt mit neunmal mehr Wachstum. Um durchschnittlich 27,5% p.a. hat der Airport aus Kloten seine Dividende in den vergangenen fünf Jahren gesteigert – allerdings auch, weil der Payout nach oben gefahren wurde. Die Ausschüttungsquote liegt inzwischen mit 74% nur noch haarscharf innerhalb des DividendenAdel-Korridors.

ABB, Tecan und Bell nicht mehr dabei

Jetzt muss also der Gewinn mal wieder stärker steigen als die Dividende, sonst droht dem Flughafen im nächsten Jahr dasselbe Schicksal wie jetzt ABB: Nachdem der über drei Jahre geglättete Payout von 72% im Vorjahr auf nunmehr 81% gestiegen ist, gehört die Industrie-Ikone nicht mehr zum DividendenAdel. Ebenfalls verabschiedet haben sich der Labortechniker Tecan und der Fleischverarbeiter Bell – allerdings nicht wegen einer zu hohen Ausschüttungsquote, sondern weil die Dividende zuletzt nicht angehoben wurde.

Lonza und Bergbahn-Betreiber BVZ steigen auf

Wieder mit von der Partie sind hingegen der Chemiekonzern Lonza und die BVZ Holding, die in der Region Zermatt mehrere Bergbahnen betreibt, darunter die Zubringerstrecke Matterhorn-Gotthard. Beide Unternehmen haben ihre Ausschüttung zuletzt aufgestockt.

Vifor ist Galenica ohne Apotheken

Hinzu kommt mit Vifor Pharma auf Platz 3 ein weiterer neuer Name. Dahinter steckt aber ein alter Bekannter, nämlich der Gesundheitskonzern Galenica. Der hat 2017 seine Apotheken als Galenica Santé AG an die Börse gebracht und konzentriert sich nun auf die – deutlich riskantere – Arzneimittelforschung. Der Track Record von 14 Dividenden-Anhebungen in Folge resultiert allerdings aus dem „langweiligen“ Apotheken-Geschäft, weshalb wirtschaftlich betrachtet eigentlich der mittlerweile wieder unter Galenica firmierende Pillenhändler den DividendenAdel-Status verdient hätte.

DividendenAdel Schweiz 10 Strategie

Solche Interpretationen haben in einer rein regelbasierten Investment-Strategie freilich nichts zu suchen. Die neue Galenica wird frühestens in zehn Jahren in den DividendenAdel einziehen – während Vifor Pharma gesetzt ist für die DividendenAdel Schweiz Strategie, die einmal jährlich mit den zehn bestplatzierten Unternehmen bestückt wird.

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Im vergangenen Jahr hat sich das erneut richtig gelohnt. Obwohl die plötzliche Schwäche des Franken rund zehn Prozent Performance gekostet haben, steht für den am 9. Januar 2017 vorgestellten Zehnerpack inklusive reinvestierter Netto-Dividenden ein Plus von knapp 16% zu Buche – wohlgemerkt in Euro. Der MSCI Switzerland Index hat hingegen nur 6,7% zugelegt.

Straumann rutscht unter die Rendite-Schwelle

Einen satten Beitrag zu diesem erfreulichen Vorsprung hat Straumann geliefert. Die Aktien des Zahntechnik-Spezialisten haben sich auf Euro-Basis um 65% verteuert. Doch wie in Deutschland muss der Performance-Spitzenreiter auch bei den Eidgenossen ausscheiden – denn im Zuge der Rally ist die Rendite unter die DividendenAdel-Schwelle von 1,0% gesunken. Ohnehin ist es vielleicht kein schlechter Zeitpunkt sich von Straumann zu verabschieden, denn die Firma wird inzwischen mit dem 38-fachen der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne bewertet.

Qualität der drei Neuzugänge hat ihren Preis

Das freilich ist ein generelles Thema in der Schweiz, nicht nur an der Börse: Es gibt großartige Qualität, die aber auch ambitioniert bepreist ist. Das gilt auch für die drei Neuzugänge im Portfolio – Straumann, Bell und Tecan Group werden ersetzt durch den im Leitindex SMI notierten Spezialitäten-Chemiker Sika, die ebenfalls in der Beletage des Züricher Aktienmarkts beheimatete Sanitär-Legende Geberit sowie den Hörgeräte-Hersteller Sonova. Alles Top-Unternehmen, mit Dividendenrenditen zwischen 1,4% und 2,1% aber weder etwas für Schnäppchen- noch für Renditejäger. Allerdings, über längere Zeiträume hat Qualität sich immer ausgezahlt, unabhängig von Einstiegszeitpunkt.

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(11.01.2018)

Schweiz, Fahne, (© Martina Draper)


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Christian W. Röhl
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