ATX-Trends: Die Zahlen von Erste Group, Andritz und AT&S (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

  • Nach der jüngsten Rally genehmigten sich die Börsen eine Verschnaufpause. In London stieg der FTSE dagegen um 0,9 Prozent, gestützt vom schwächeren Pfund-Kurs. Unter den Einzelwerten stiegen Credit Suisse um 4,5 Prozent. Händler nannten die Quartalszahlen der Bank "überraschend gut". Als nicht ganz so schlimm wie befürchtet bewerteten Händler die Geschäftszahlen der Swiss Re . Zudem hätten die Konkurrenten wegen der Hurrikanschäden ebenfalls bereits rote Zahlen geschrieben, so dass der Drittquartalsverlust der Schweizer weitgehend schon eingepreist gewesen sei. Die Aktie konnte sich knapp behaupten. Sanofi kamen nach dem Zahlenausweis um 1,2 Prozent zurück. Das Diabetesgeschäft hatte sich zuletzt überraschend schwach entwickelt. Dagegen zogen Royal Dutch Shell nach guten Geschäftszahlen um 3,2 Prozent an. Der ATX zog um 1,2% an, gekauft wurden Lenzing (+4,7%), Verbund (+4,4%) und Andritz (+3,9%).
     
  • Auslöser einer zwischenzeitlich etwas leichteren Tendenz in den USA waren Gewinnmitnahmen, aber auch Skepsis, dass die von den Republikanern nun endlich vorgestellten Steuerpläne auch tatsächlich so umgesetzt werden können. Zu hören war aber auch von leichter Enttäuschung über die Details der Steuerpläne und Kritik, dass davon in erster Linie die Unternehmen profitierten. Dass sich die Kurse im Späthandel in Richtung Tageshochs aufmachten, dürfte der Ernennung von Jerome Powell zum nächsten Chef der US-Notenbank durch US-Präsident Donald Trump geschuldet gewesen sein. Powell vertritt einen ähnlich taubenhaften geldpolitischen Ansatz wie seine noch amtierende Vorgängerin Janet Yellen und dürfte damit beim derzeitigen Zinserhöhungsprozess ähnlich behutsam vorgehen, hieß es. Aufwärts ging es im Späthandel mit den Kursen der Bankenaktien. Die Banken würden von der geplanten Senkung der Unternehmenssteuern besonders profitieren, weil sie fast den höchsten Steuersatz zahlen müssten, hieß es. Morgan Stanley, Bank of America und Goldman Sachs legten bis zu 1,5 Prozent zu. Mit Tesla und Facebook hatten zwei populäre Unternehmen mit ihren Quartalszahlen nicht überzeugt. Tesla fielen um 6,8 Prozent und Facebook um 2,0 Prozent. Der weltweit größte Anbieter von Nachahmermedikamenten, die israelische Teva, hängte zum zweiten Mal in diesem Jahr die Messlatte für 2017 tiefer. Für die in New York notierte Aktie ging es darauf um fast 20 Prozent in den Keller.
     
  • Apple hat seine einjährige Erholung dank einer starken iPhone-Nachfrage im Schlussquartal fortgesetzt und mehr verdient und umgesetzt als erwartet. Für das laufende erste Geschäftsquartal erwartet der Technologiekonzern einen Rekordumsatz von 84 bis 87 Milliarden Dollar. Der Absatz des Kultsmartphones stieg im Vorjahresvergleich um 2,6 Prozent auf 46,7 Millionen Geräte. Die Nachfrage nach dem iPhone, das rund zwei Drittel zum Gesamtumsatz beisteuert, und der Anstieg der Verkaufszahlen von iPad-Tablets und Macintosh-Rechnern bescherten Apple den vierten Anstieg des Quartalsumsatzes und den dritten des Quartalsgewinns in Folge. Der Umsatz in China, einem für Apple wichtigen Markt, legte erstmals seit Anfang 2016 wieder zu. Der Umsatz in dem am 30. September zu Ende gegangenen Schlussquartal stieg im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 52,58 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um 19 Prozent auf 10,71 Milliarden oder 2,07 Dollar je Aktie. Von Factset befragte Analysten hatten im Konsens mit einem Gewinn von 1,87 Dollar je Anteil bei Einnahmen von 50,69 Milliarden Dollar gerechnet. Die Aktie konnte nachbörslich über 3% ansteigen.
     
  • US-Präsident Donald Trump hat den früheren Finanzinvestor Jerome Powell als neuen Chef der US-Notenbank Federal Reserve nominiert. Powell, der bereits seit 2012 dem Gouverneursrat der Notenbank angehört, soll die Nachfolge von Janet Yellen antreten, deren Amtszeit im Februar abläuft. Trump pries Powell bei einem gemeinsamen Auftritt als "starke" und "schlaue" Führungspersönlichkeit. In seinen bisherigen fünf Jahren bei der Fed habe er den "Respekt und die Bewunderung seiner Kollegen" erworben. Powell sei ein "Konsensstifter für die vernünftige Geldpolitik, an die er glaubt". Powell kündigte seinerseits an, er wolle als Fed-Chef alles in seiner Macht stehende tun, um "stabile Preise und ein Maximum an Beschäftigung zu erreichen". Die Nominierung des 64-Jährigen kam nicht überraschend - US-Medien hatten sie bereits in den vergangenen Tagen vorhergesagt. Seine Ernennung muss nun noch vom Senat bestätigt werden. Von Powell ist zu erwarten, dass er an die moderate Zinspolitik der bisherigen Fed-Direktorin anknüpft.
     
  • Vorbörslich sind die europäischen Börsen unverändert indiziert. Die asiatischen Märkte schließen mehrheitlich im Plus. Von der Makroseite steht heute der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober im Fokus. Von der Unternehmensseite berichtete heute Früh SocGen (im Rahmen der Erwartungen). In Österreich meldeten Andritz, AT&S und Erste Bank Ergebnisse (Details siehe unten).

Unternehmensnachrichten

AT&S

legte gestern nachbörslich die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2017/18 vor.  Der High-Tech Leiterplattenhersteller konnte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2017/18 eine im Vergleich zur Vorjahresperiode sehr positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung erzielen, die auch zur Erhöhung der Prognose für das Geschäftsjahr 2017/18 am 9. Oktober 2017 führte. Der Umsatz erhöhte sich um EUR 99,2 Mio. bzw. 25,7 % von EUR 386,5 Mio. auf EUR 485,7 Mio. Das EBITDA stieg um EUR 52,3 Mio. bzw. 100,4 % von EUR 52,1 Mio. auf EUR 104,4 Mio. Der Anstieg resultiert primär aus den Ergebnissen genereller Effizienzmaßnahmen und der schneller als erwarteten Beherrschung der technologischen Herausforderungen bei den neu eingeführten Technologien im Kerngeschäft. Besonders das Segment Mobile Devices & Substrates war von einer sehr starken operativen Entwicklung geprägt. Das Konzernergebnis verbesserte sich, trotz des höheren Steueraufwandes, aufgrund des deutlich besseren operativen Ergebnisses und des besseren Finanzergebnisses um EUR 30,2 Mio. von EUR -14,8 Mio. auf EUR 15,4 Mio. Daraus resultiert eine signifikante Verbesserung des Ergebnisses je Aktie von EUR -0,38 auf EUR 0,40.
 
 Der  Anfang Oktober gegebene Ausblick wurde bestätigt: der Vorstand geht vorbehaltlich eines stabilen Marktumfeldes und einer stabilen Wechselkursentwicklung für das Geschäftsjahr 2017/18 von einem Umsatzwachstum von 20-25 % (ursprüngliche Prognose: 10-16 %), einer EBITDA-Marge von 19-22 % (ursprüngliche Prognose 16-18 %) und – im Vergleich zum Geschäftsjahr 2016/17 – zusätzlichen Abschreibungen von rund EUR 15 Mio. (ursprüngliche Prognose: rund EUR 25 Mio.) aus.

HY/17/18: Umsatz: €485,,7Mio. (472,1e); EBITDA: €104,4Mio. (Vj: 52,1); Konzernergebnis: €15,4 Mio. (9,1e) Gewinn pro Aktie: 0,40 (0,36e)

Erste Bank

Die heimische Großbank legte heute Morgen die Ergebnisse für das dritte Quartal 2017 vor. Das Zinsergebnis lag dabei mit €1,1Mrd. knapp über dem Vorjahreswert, während das Gebührenaufkommen um 3,7% angehoben werden konnte auf €451Mio. Da jedoch die Aufwendungen anstiegen, lag das operative Ergebnis mit €634,1Mio. unter dem Vorjahreswert von €660,4Mio. Äußerst positiv konnten sich hingegen die Rückstellungen für faule Kredite entwickeln: waren im Vorjahr noch €-37,4Mio. rückgestellt wurden, so konnte dieses Quartal sogar eine Auflösung von €32,9Mio. verzeichnet werden. Dementsprechend lag das Nettoergebnis mit €363Mio. deutlich über dem Vorjahreswert von €337,4Mio. Auch die NPL-Ratio konnte sich gut entwickeln, sie ging auf 4,3% zurück nach 5,5% im Vorjahr und 4,7% im Q2/17. Die CET1-Quote lag bei 12,8%, die Nettozinsmarge bei 2,39%. Für das Gesamtjahr wurde der Ausblick bestätigt: der ROTE wird weiterhin bei über 10% gesehen. Darüber hinaus wurde der Ausblick auch auf 2018 erweitert, auch hier wird ein ROTE von über 10% angestrebt. Zwar sollten die Risikokosten über dem historisch äußerst niedrigen Niveau dieses Jahres liegen, der operative Kostendruck dürfte jedoch geringer werden.

Q3/17: Nettozinsergebnis: €1,1Mrd. (Vj.: 1,1); Operatives Ergebnis: €634,1Mio. (Vj.: 660,4); Nettoergebnis nach Minderheiten: €363Mio. (Vj.: 337,4)

Andritz AG

Veröffentlichte heute Morgen die Ergebnisse für das dritte Quartal 2017. Der Umsatz lag dabei mit €1,4Mrd. um 7,7% unter dem Vorjahresniveau. Der Rückgang zog sich dabei quer durch alle Geschäftsfelder, im Bereich Pulp & Paper war er mit -12,7% jedoch besonders groß, da hier im Vorjahr ein Großauftrag abgearbeitet wurde. Dementsprechend sank das EBITDA um 9,1% auf €121,7Mio. während das EBITA um 9,3% schrumpfte auf €98,9Mio. Das Nettoergebnis lag mit €59Mio. deutlich unter dem Vorjahreswert von €73,9Mio. Einen markanten Rückgang sah das Unternehmen auch beim Auftragseingang, der mit €1,3Mrd. um 8,8% unter dem Vorjahreswert blieb. Vor allem die Bereiche Metals und Hydro mussten hier Rückgänge verzeichnen, während das kleinste Segment Separation einen leichten Zugewinn verbuchen konnte. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem leichten Rückgang des Umsatzes, die EBITA-Marge soll jedoch in etwa auf dem Niveau des Vorjahres sein.

 

Q3/17: Umsatz: €1,4Mrd. (1,4e); EBITDA: €121,7Mio. (124,7e); EBIT: €90,5Mio. (84,2e); Nettoergebnis: €59Mio. (61,7e)



(03.11.2017)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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