ATX-Trends: S Immo und Agrana ersetzen conwert und Flughafen (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

Nach einem weitgehend freundlichen Verlauf haben Europas wichtigste Aktienmärkte gestern leicht im Minus geschlossen, lediglich der DAX rette ein leichtes Plus in den Handelsschluss. Positive Nachrichten aus China verpufften durch den schwächeren Handel  in den USA, zusätzlich erhielt der Euro gegen Nachmittag neuen Auftrieb und liess die Investoren vorsichtig werden. Der Einkaufsmanagerindex in Europa verblieb auf hohem Niveau, die Einzelhandelsumsätze mussten wie erwartet einen Dämpfer hinnehmen. Stärkster Sektor war wieder einmal die Autobranche mit einem Plus von 0,9%, freundliche Aussagen von Kanzlerin Merkel trieben vor allem die deutschen Unternehmen an, Daimler gewann 0,9%, VW legte knapp 1,9% zu. Auch Autozulieferer waren unter den Gewinnern zu finden. Am anderen Ende der Kurstabelle waren die Banken mit einem Minus von mehr als 1,2% zu finden. Bei den Einzeltitel sorgte die geplante Fusion des Industriesoftware-Geschäftes zwischen Schneider Electric und Aveva für die größte Beachtung, Aveva reagierte darauf mit einem Kursplus von 26,0%, Schneider legte 0,3% zu. Merck will sich möglicherweise vom Geschäft mit rezeptfreien Produkten trennen, Anleger goutierten diese Nachricht mit einem Zuwachs von 2,4%. Der drohende Hurrican Irma lastete auf den Versicherern, die zum Teil kräftig abgeben mussten.

Auch in Wien wollte keine Kaufstimmung aufkommen, am Ende stand ein Minus von mehr als 0,5% für den ATX . Zumtobel lieferte wie erwartet schwächere Zahlen, die Aktie büßte 1,6% ein. Strabag hat in Südafrika einen Auftrag für die höchste Brücke des Kontinents an Land gezogen, dennoch gab die Aktie rund 0,5% ab. Auch die Banken mussten im Zuge der europäischen Sektorschwäche Federn lassen, Raiffeisen schloss 1,6% tiefer, Erste Group musste knapp 2,36% abgeben.

Der Handel in den USA wurde vom sich weiter zuspitzenden Konflikt mit Nordkorea belastet, zusätzlich belastete der heranziehende Hurrican Irma die Stimmung. Alle drei großen Indices waren deutlich schwächer mit Verlusten von rund 1,0%. Im Fokus des Interesses stand ein Übernahmevorhaben, United Technologies will, wie schon in den Medien längere Zeit berichtet, den Flugzeugausrüster Rockwell Collins für insgesamt 30 Milliarden US-Dollar übernehmen. United Technologies büßte 5,7% ein, die Aktien von Rockwell stiegen bescheidene 0,3% und bleiben deutlich unter dem Angebot. Home Depot profitierte von einer Kaufempfehlung und Kurszielerhöhung durch Merrill Lynch und legte mehr als 1,4% zu.

Nachdem die Raffinerien im Süden der USA langsam wieder ihren Betrieb aufnehmen, legte der Ölpreis eine eindrucksvolle Aufwärtsbewegung hin. Brent schloss 2,0% höher, WTI gewann 2,9% dazu. Das angelieferte Öl kann jetzt verarbeitet werden, zusätzlich kommen nun die zwischenzeitlichen Produktionsausfälle zum Tragen. Auch die Benzinpreise reagierten auf diese Nachricht und kamen von den in der Vorwoche erzielten Höchstständen deutlich zurück. Gold ist angesichts der zunehmenden politischen Unsicherheit weiter sehr stark, der gestrige Handel war volatil, am Abend wurde das Edelmetall bei rund 1.340 US-Dollar gehandelt. Auch der Euro profitiert von der Verunsicherung und tendiert weiter stark, im späten Handel pendelte sich der Kurs bei rund 1,192 US-Dollar ein.

Vorbörslich sind die europäischen Börsen leicht negativ indiziert. Die asiatischen Märkte schließen mehrheitlich im Minus. Von der Makroseite steht heute der ISM (Dienstleistungen) aus den USA im Fokus. Von der Unternehmensseite ist es relativ heute.

Unternehmensnachrichten

ATX

Das ATX-Komitee hat am Dienstag Abend Umschichtungen im Leitindex der Wiener Börse beschlossen. Wie erwartet, werden die Aktien des Immobilienunternehmens Conwert und des Flughafens Wien aus dem ATX genommen. Beide Papiere waren nicht mehr ausreichend viel gehandelt worden, was in beiden Fällen auf den geringen Streubesitz zurückzuführen war. Wie aus der jüngsten ATX-Beobachtungsliste zu schliessen war, konnte mit einem Nachrücken der Aktien von Do&Co und Porr gerechnet werden. Doch nicht das Cateringunternehmen von Attila Dogudan und der zweitgrößte österreichische Baukonzern werden die Leitindex der Börse ab 18. September bereichern, sondern die Aktien des Immobilienkonzerns s Immo und des Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzerns Agrana .

Die s Immo kommt dabei erstmals in ihrer Börsengeschichte zu ATX-Ehren, für Agrana ist es eine Rückkehr in den Leitindex nach mehr zehn Jahren. s Immo ist an der Börse derzeit 930 Millionen Euro wert, um 43 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Agrana hat einen Börsewert von 1,8 Milliarden Euro. Im Ranking der meistgehandelten Aktien in Wien liegen die Papiere der beiden Unternehmen auf den Rängen 22 (Agrana) und 24 (s Immo).



(06.09.2017)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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