Die Zalando-Aktie, der Schrei und die Margen (Christoph Scherbaum)

Wer Online-Handel sagt, meint Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067). Dabei vergessen viele, dass der deutsche Kurszettel mit Zalando (WKN: ZAL111 / ISIN: DE000ZAL1111) ebenfalls einen spannenden Internethändler zu bieten hat.

„Schrei wenn du kannst“ So lautet ein bekannt Slogan von Zalando. Schaute man am Dienstag an die Börse, war dies bei Zalando definitiv Programm, denn die vorläufigen Halbjahreszahlen waren nicht ganz so, wie die verwöhnten Anleger es erhofft hatten.

Zwar stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 19 bis 21 Prozent auf 1,091 bis 1,109 Mrd. Euro, aber das bereinigte EBIT belief sich lediglich auf 80 bis 86 Mio. Euro (Vorjahr: 81 Mio. Euro). Die EBIT-Marge liegt damit nur bei 7,3 bis 7,8 Prozent (Vorjahr: 8,8 Prozent) – zu wenig aus Sicht vieler Anleger, weshalb die Aktie zeitweise über 9 Prozent im Minus war.

„Wir sind mit der ersten Jahreshälfte 2017 zufrieden und investieren weiter, um unsere ambitionierten Wachstumsziele von 20 bis 25 Prozent in diesem Jahr und darüber hinaus zu erreichen. Damit wachsen wir weiterhin deutlich schneller als der Onlinemarkt. Unsere Investitionen, wie beispielsweise in Fulfillment oder unser Vorteilsprogramm Zalando Zet, sind das Fundament für dieses zukünftige Wachstum“, äußerte sich Zalando Co-CEO Rubin Ritter.

Bekanntheit ist nicht alles. So einprägsam die Fernsehwerbung mit den ausrastenden Frauen auch sein mag – Zalando hat durchaus noch Wachstumspotenzial, wie die folgende Grafik zeigt:

Infografik: Fast jeder shoppt bei Amazon | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Während Amazon also fast bei alt und jung für Online-Handel steht, trifft dies bei Zalando noch längst nicht zu.

Aktie läuft – aber wie lange? Schaut man auf die Aktie, fällt auf, dass sie sich in den zweieinhalb Jahren ihres Börsendaseins verdoppelt hat. Damit kann der Titel zwar nicht mit Amazon mithalten, dessen Aktie sich in der Zeit etwa verdreifacht hat.

Aber mit anderen Titeln verglichen kann sich das durchaus sehen lassen. Der gestrige Kurssturz spielt also für Langfristanleger nicht so eine große Rolle.

Zalando-Chart: boerse-frankfurt.de

Bleibt nur die Frage nach dem Potenzial: Wir sind dabei ähnlich wie die Analysten tief gespalten. Die UBS sagt „Sell“ (Kursziel 35 Euro) – die Commerzbank „Buy“ (Kursziel 48 Euro). Beides auf Basis der aktuellen Zahlen. Am Ende wird aus unserer Sicht entscheidend sein, wie viel sich Zalando von Amazon abschauen kann und vom operativen Wunscherfolg tatsächlich umsetzen kann.

Die Margen sollten dabei natürlich wieder besser werden. Letztlich muss man aber auch konstatieren: Ein Handel, der preislich Dank Internet so transparent ist, wie noch nie, macht sich langfristig die Margen kaputt – einer drängt immer in den Markt und nimmt weniger Gewinn in Kauf. Wobei Branchenführer wie Amazon oder Zalando durchaus die Nase vorne haben dürften – egal wer da neu in den Markt kommt.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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(19.07.2017)

Zalando 360b / Shutterstock.com , (© www.shutterstock.com)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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