Geldanlage an der Börse heißt nicht automatisch Kapital vernichten (Christoph Scherbaum)

Vergangene Woche machte wieder einmal ist die „Liste der Schande“ oder „Horrorliste“ oder wie auch sonst die DSW-Watchlist – die Liste mit den 50 größten Kapitalvernichtern unter den im Prime Standard notierten Gesellschaften – bezeichnet wurde, die mediale Runde. Vielfach kam dabei auch das Gespräch auf die Aktie als Anlageform und die schwach ausgeprägte Aktienkultur insgesamt. Dabei zeigen die Daten des DSW an sich sehr gut, dass Börse nicht automatisch Kapital vernichten heißt – ganz im Gegenteil.

Schauen wir zunächst auf die Top Drei der Watchlist. Dort steht mit der Singulus Technologies ein alter Bekannter an Nummer eins. Im Ein- und Dreijahresbereich legte Singulus die schlechteste Performance aller im Prime Standard notierten Aktien hin. Nur im Fünfjahresbereich gab es mit der Solarworld AG eine Gesellschaft, die noch schlechter abgeschnitten hat. Die Solarworld ist zwar – einmal mehr – auf der Liste zu finden, da die Bewertung sich aber lediglich auf die alten Aktien (WKN A1YCMM) bezieht, haben wir das Unternehmen insgesamt aus der Wertung genommen.

Damit geht der zweite Platz an die DF Deutsche Forfait, einen Neueinsteiger. Die Factoring-Gesellschaft war im Februar 2014 wegen angeblicher Verstöße gegen Iran-Sanktionen auf die Sanktionsliste der US-Behörde Office of Foreign Assets Control (OFAG) geraten. Zwar wurde die Gesellschaft im Oktober 2014 wieder von der Liste gestrichen, trotzdem hat der Außenhandelsfinanzierer sich nur sehr langsam erholt. Klar ist aber schon jetzt, dass die Deutsche Forfait im kommenden Jahr wohl nicht mehr auf einer der DSW-Watchlists zu finden sein wird, da die Gesellschaft in den General Standard wechseln möchte.

Auf Rang drei liegt die 11 88 0 Solutions AG. Das Unternehmen, das im letzten Jahr ebenfalls den dritten Rang belegte, damals noch unter dem Namen Telegate, hat ebenfalls einen durchaus beeindruckenden Kursverfall hinter sich.

Schauen wir nun vielleicht auf die großen Namen: Mit Commerzbank , Deutscher Bank, E.ON und RWE sind auch vier DAX -Titel in der DSW-Watchlist enthalten. Aber über die schlechte Performance dieser vier Aktien wurde ja schon viel geschrieben.

Richten wir also den Blick eher auf das große Ganze. Entscheidend für den Anlageerfolg mit Aktien ist die Auswahl bzw. vielmehr die Vermeidung großer Verluste. Und blickt man auf die großen Indizes waren große Verluste wahrlich schwer zu finden. Lediglich die vom DSW erstellte DSW-Watchlist schneidet, verglichen mit den Auswahl-Indices, allerdings sowohl Kurs- als auch Performance-Watchlist katastrophal ab.

Index

1 Jahr

3 Jahre

5 Jahre

DAX30

7 Prozent

20 Prozent

94 Prozent

MDAX

7 Prozent

34 Prozent

149 Prozent

SDAX

5 Prozent

40 Prozent

115 Prozent

TecDAX

-1 Prozent

55 Prozent

164 Prozent

       

„Kurs“-DSW-Watchlist

-17 Prozent

-49 Prozent

-43 Prozent

„Performance“-DSW-Watchlist

-16 Prozent

-47 Prozent

-33 Prozent

Eine Anlage in einem dieser Indizes (etwa als ETF) brachte also in den vergangenen Jahren satte Renditen. Wer sich als Anleger also nicht dem Risiko aussetzen will, von katastrophalen Einzelwerten in der Performance gedrückt zu werden, sollte auf Teilmärkte bzw. große Indizes setzen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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(27.03.2017)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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