ATX-Trends: RBI fixiert Verkauf des polnischen Leasinggeschäfts (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

  • Das Wahlfieber hat mittlerweile auch die europäischen Börsen voll erfasst. Noch viel zu lebhaft haben viele Anleger das Gefühl in Erinnerung, als sie durch den unerwarteten Ausgang der Brexit-Abstimmung auf dem falschen Fuß erwischt wurden und herbe Verluste hinnehmen mussten. Das möchten sie im Hinblick auf die Wahlen in den USA unbedingt vermeiden, und daher war auch gestern Risikovermeidung oberstes Gebot an den europäischen Börsen. Der deutsche DAX verlor beispielsweise bis Handelsschluss 1,4%, wobei am Nachmittag zusätzlicher Verkaufsdruck durch den starken Anstieg der Öllagerbestände in den USA auf den Märkten lastete. Auffallend war in den letzten Tagen das Phänomen, das einzelne Aktien sehr hohe Volatilität zeigten, obwohl keine neuen Unternehmensnachrichten vorlagen. So gab gestern beispielsweise Fresenius im Tagesverlauf 2,5% nach, um sich dann schnell wieder zu erholen. Das gleiche Phänomen war am Vortag beispielsweise bei RWE und Prosieben zu beobachten. Händler führen diese hohe Volatilität auf die steigende Illiquidität durch Risikoreduzierung zurück. Zu den Verlierern am gestrigen Tag zählten zyklische Sektoren wie Banken und Rohstoffe, so gab beispielsweise die Deutsche Bank 2,8% nach.
     
  • Auch die Wiener Börse schloss klar im Minus. Auch hier waren die Unsicherheit um den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl und Zurückhaltung vor der am Abend anstehenden US-Zinsentscheidung Grund für die mangelnde Risikobereitschaft. Im Einklang mit dem schwachen Branchenumfeld gaben Finanzwerte deutlich an Terrain ab, Erste Group büßte 3,7% ein, und Raiffeisen fiel um 3,2%. Die Fed in den USA ließ wie erwartet den Leitzins unverändert, was aber kaum Auswirkungen auf die Börsenkurse hatte. Insgesamt ließ das Statement der Fed aber die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Dezember auf 78% steigen. Die Fed bekräftigte, dass sich die Argumente für eine Anhebung verstärkt hätten, erklärte aber auch gleichzeitig, noch weitere Hinweise sehen zu wollen, dass es auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und zur Preisstabilität deutlich vorangehe.
     
  • Die stark gestiegenen US-Rohöllagerbestände drückten deutlich auf die Ölpreise, Brent verbilligte sich um 2,1% und WTI war um 2,5% billiger zu haben. Die Lagerbestände stiegen gegenüber der Vorwoche in den USA um 14,4 Millionen Barrel, der stärkste Wochenanstieg seit 34 Jahren.Hinzu kamen Zweifel an einer Einigung der Ölförderer auf Drosselung der Produktion. Der Iran zum Beispiel hat seine Ölausführen kräftig gesteigert und lag deutlich über den im Mai ausgegebenen Zielen. Hauptprofiteur der allgemeinen Verunsicherung war Gold , der Preis stieg über USD 1.300.
     
  • Die europäischen Aktienmärkte sind vorbörslich unverändert indiziert. Die asiatischen Börsen schließen uneinheitlich. Von der Makroseite stehen diverse US-Konjunkturdaten auf der Agenda. Heute Früh berichteten adidas (im Rahmen der Erwartungen), Beiersdorf (leicht über Erwartungen), Credit Suisse (über Erwartungen), Swiss Re (leicht über Erwartungen) und Vonovia (leicht über Erwartungen) die Zahlen. Von der Unternehmensseite meldeten in Österreich AMAG , AT&S und Polytec die Zahlen.

UNTERNEHMEN


AMAG

Der heimische Aluminiumkonzern legte heute Morgen Zahle für das dritte Quartal 2016 vor. Der Umsatz lag dabei mit €225,7Mio. um 3,1% unter dem Vorjahreswert. Eine leichte Steigerung der Absatzmenge durch das neue Warmwalzwerk wurde dabei durch einen niedrigeren Aluminiumpreis kompensiert. Das EBITDA könnte jedoch auf €36,3Mio. angehoben werden nach €33,2Mio. im Vorjahr, während das EBIT um 21,4% verbessert wurde auf €19,4Mio. Das Unternehmen profitiertet hierbei von niedrigeren Rohstoffkosten sowie Produktivitätssteigerungen. Auch für den Rest des Geschäftsjahres zeigt sich das Unternehmen optimistisch: Das EBITDA für das Gesamtjhr 2016 wird aufgrund der jüngsten Erholung des Aluminiumpreises nun bei €135Mio. gesehen (bisher:€120-130Mio.).

 

Ergebnisse Q3/16: Umsatz: €225,7Mio. (233,5e); EBITDA: €36,3Mio. (34,5e); EBIT: €19,4Mio. (19,4e) Nettoergebnis: €12,7Mio. (14,9e)

AT&S

Nachdem bereits im Oktober die Ergebnisprognose gesenkt wurde gab der heimische Leiterplattenhersteller heute Morgen die Zahlen für das erste Halbjahr 2016/17 bekannt. Der Umsatz lag dabei mit €386,5Mio. leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Das EBITDA schrumpfte jedoch um 44,1% auf €52,1Mio. während das EBIT bei €-5,8Mio. lag nach €50,7Mio. im Vorjahr. Dabei schlugen vor allem Anlaufkosten für das neue Werk der Firma in Chonqing (China) zu Buche, ohne diese Aufwendungen wäre das EBIT um 6,7% zurückgegangen. Während die Kundennachfrage stark sein dürfte, leidet das Unternehmen wie sooft unter Preisdruck sowie einer flacheren Anlaufkurve im neuen Werk. Dementsprechend lag das Nettoergebnis bei €-14,8Mio. nach €42,1Mio. im Vorjahr. Aufgrund der hohen Investitionen stieg die Nettoverschuldung auf €439,2Mio. nach €263,3Mio. im Vorjahr. Aufgrund dieses Gegenwinds wurde, wie bereits vorab bekanntgegeben, die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr reduziert: Das Unternehmen geht nun von einem Umsatzwachstum von +4-6% (ursprünglich +10-12%) aus, die EBITDA Marge soll bei 15-16% (ursprünglich 18-20%) liegen.

 

Umsatz: €386,5Mio. (384,1e); EBITDA: €52,1Mio. (51,7e); EBIT: €-5,8Mio. (-7,6e); Konzernergebnis: €-14,8Mio. (-15,4e)

Polytec

legte heute Morgen die Zahlen für die ersten 9 Monate des Geschäftsjahres 2016 vor. Der Konzernumsatz der Polytec GROUP erhöhte sich in den ersten neun Monaten 2016 um 3,5% auf EUR 481,9 Mio. Während in den Marktbereichen Personenkraftwagen bzw. Nutzfahrzeuge leichte Umsatzzuwächse (+1,1%) bzw. Umsatzrückgange (-2,8%) gegenüber der Vorjahresperiode zu verzeichnen waren entwickelte sich der Marktbereich Non-Automotive außergewöhnlich gut. Die Umsätze erhöhten sich in diesem Bereich in den neun Monaten 2016 gegenüber 2015 deutlich um 38,6% auf EUR 57,4 Mio. Treiber dieses positiven Trends waren die weiter gewachsenen Umsätze mit Transportboxen im Werk Ebensee (Österreich), wo seit Mitte 2016 die neuen Fertigungslinien im Vollbetrieb laufen.

Eine deutliche Verbesserung zeigte die Entwicklung der Ergebniszahlen, Der Konzern erzielte in den drei Quartalen 2016 ein Nettoergebnis von EUR 22,5 Mio., das um EUR 4,5 Mio. bzw. 24,7% über dem Vorjahresergebnis lag. Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich um 25,0% und betrug EUR 1,0 (Q1-Q3 2015: EUR 0,8). Der Ausblick wurde bestätigt.
 

Ergebnisse Q1-Q3/16: Umsatz: €481,9 Mio.. (486,8e); Nettoergebnis: €22,5 Mio. (19,4e);



RBI

Die RBI gab den Verkauf des polnischen Leasinggeschäfts an die polnische Versicherung PKO um umgerechnet ca €200Mio. bekannt. Da der Verkauf über dem Buchwert erfolgte könnte die RBI dadurch einen positiven Effekt von €30Mio. erzielen, der im Rahmen des Closings noch im Jahr 2016 verbucht werden soll.  Die Kapitalquote soll sich durch die Transaktion um 33bps verbessern auf RBI Ebene, auf Basis einer fusionierten RBI/RZB würde der Effekt 28bps betragen. Die risikogewichteten Aktiva wurden durch die Transaktion um €1,3Mrd. reduziert. Gleichzeitig gab der bisherige Favorit auf den CEO-Posten der kombinierten RBI/RZB, der bisherige RLB-OÖ Leiter Heinrich Schaller, überraschend bekannt, dass er kein Interesse an der Position hat. Laut Zeitungsberichten wird nun der aktuelle Risikovorstand der RBI, Josef Strobl, als möglicher Kandidat gesehen.



(03.11.2016)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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